Gellysblog

Wo hat sich unser Lächeln versteckt?

| Keine Kommentare

Als ich letzten Sonntag in guter Stimmung bei „warmen“ Temperaturen und teilweise sogar im Sonnenschein zu Fuß in der Stadt unterwegs war, wunderte ich mich zuerst, warum manche Menschen, denen ich begegnete so griesgrämig schauten. Dann begann ich meine „Feldstudie“ und blickte in noch mehr Gesichter, um zumindest einen fröhlichen, freundlichen Menschen auf den Wiener Straßen zu sehen. Leider wurde ich überhaupt nicht fündig. Also wo haben sich die fröhlichen, freundlichen und lächelnden Menschen unserer Stadt versteckt?

Leider eskalierte es dann sogar noch in der Straßenbahn und zu „schlecht aufgelegten“ Gesichtern kamen dann auch noch Geschrei und Beschimpfungen dazu. Also machte ich heute einen neuerlichen Versuch.

O.k., es war Montag, es regnete teilweise und stürmte ziemlich, doch ist das wirklich ein Grund, so grantig zu sein? Wieder einmal blickte ich um mich und konnte nur einen kurz lächelnden Menschen entdecken, bis sich innerhalb von nicht einmal einer Sekunde auch sein Gesicht wieder in ein fast wie versteinertet griesgrämiges verwandelte.

Dann begann ich schon mich selbst zu betrachten: Schaue ich vielleicht so furchterregend aus, dass mir alle Menschen mit einem bösen Blick begegnen? Doch auch an mir selbst konnte ich nichts Schreckliches entdecken, außer dass ich, im Gegensatz zu vielen anderen, noch immer mit meiner Daunenjacke, Winterstiefel, Haube und Stirnband unterwegs bin. Aber das ist doch nichts Bedrohliches oder? Ich brauche es einfach schön warm um mich.

Ich sehe wirklich keinen Grund warum so viele Menschen, so unglücklich dreinschauen müssen, es könnte doch viel schlimmer sein! Wir könnten Minus 20 Grad und Schneechaos haben, wir könnten frieren und im Dunklen sitzen, weil die Heizung und der Strom ausfallen könnten. Wir könnten vor Kälte zittern, weil wir uns keine warme Kleidung leisten können. Doch die Menschen, denen ich begegnete, die hatten offensichtlich das Geld oder zumindest eine Quelle für warme Kleidung und sahen nicht erfroren aus.

Was bringt uns täglich dazu, so unglücklich schauend, wie Roboter, die auf diesen Modus programmiert sind, durch die Gegend zu marschieren? Es gibt genug Menschen, die gar nicht, gerade nicht oder nicht mehr gehen können, eigentlich kann man doch froh sein, wenn man sich ohne Schmerzen selbstständig fortbewegen kann.

Man könnte unglücklich sein, wenn man sich kein Essen leisten kann und nicht weiß, womit man sich und seine Familie satt kriegen kann. Doch auch das kann nicht für alle Menschen der Grund sein, unglücklich zu schauen. Denn die meisten Menschen, denen ich begegnete, die hatten noch genug Fett auf den Rippen und anderswo. Man könnte annehmen, dass sie genug Reserven nicht nur für diesen Winter, sondern auch für die Winter der nächsten Jahre in sich gespeichert haben, also warum wirken sie so unglücklich? Also auch Hunger kann nicht der Grund für unser Unglückliches dreinschauen sein.

Als ich mit Maskulino über meine Beobachtungen geplaudert hatte, meinte er, es schauen alle so böse, damit sie ja nicht angesprochen werden. Oder auch umgekehrt: Wenn man jemand anlächelt oder auch nur freundlich schaut, glaubt derjenige oder diejenige gleich, dass man etwas, vielleicht auch mehr von ihm will. Deswegen gehen alle so in sich gekehrt durch die Gegend, das ist seine Theorie.

Wenn ich so viele Leute mit heruntergezogenen Mundwinkeln sehe, fällt mir immer diese Postkarte mit einer Bäuerin oder alte Dame mit vielen Falten im Gesicht ein. Und Maskolino erzählt mir immer, wenn er mich mit hängenden Mundwinkeln sieht, dass ich im späterem Alter dann genauso aussehen werde und vor allem immer. Er meint: Weil sich meine Falten dann genau so bilden, wie ich meistens geschaut habe, prägt sich mein Gesichtsausdruck dann genauso und bleibt unveränderbar. Seine Meinung ist: Vor allem bei älteren Menschen erkennt man dann, ob sie ein glückliches oder unglückliches Leben hatten.

Also ihr und ich, wir haben die Wahl, wie wir im höheren Alter aussehen wollen! Und wenn ihr nicht so weit vordenken wollt? Wie wollt ihr morgen auf andere Menschen wirken? Glücklich oder Grantig?

Also Symbol dafür gilt für mich diese Blume, die obwohl eigentlich noch Winter ist, sich bereits am 12. Februar 2017 getraut hat, zu beginnen, ihre Blüte zu öffnen. Das war die erste Naturblume, ich nenne sie „Huflattich“, die ich heuer gesehen hatte. Und auch sie ist ein Vorreiter und hat zumindest mein Gesicht zum Lächeln gebracht. Und nicht nur die Blume, sogar die ersten „Winterschwammerln“ trauten sich schon raus – also nur Mut, jeder kann der erste sein!

Und nachdem mich die Menschen, denen ich die letzten 2 Tage begegnet bin, eher zum Nachdenken und nicht zum Fröhlich sein motiviert haben, sorgte ich dann für mein eigenes Lächeln und bastelte mit unserem Abendessen meinen ganz persönlichen Smiley.

Und wenn ich mich wieder mal dabei erwische, dass ich mein Lächeln verstecke, werde ich es hoffentlich durch die Erinnerung an diese Bilder leicht wiederfinden.

Ich wünsche euch, dass auch ihr euer Lächeln wiederfindet, einer oder eine muss der oder die erste sein. Und ich bin davon überzeugt, wenn einer und noch einer und noch einer mitmacht, werde ich bei meinen Spaziergängen in Zukunft nicht mehr vergeblich nach freundlichen Menschen suchen müssen.

Einmal Lesen, einmal Lächeln schicke ich euch mit

Gelly

Gellysblog

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.


*