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Mein Hausarrest ist Vergangenheit

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Endlich nach 30 Tagen Hausarrest und Abhängigkeit von Maskulinos Gutmütig- und Willigkeit, dass er mich wo hinbringt, wenn ich einen Termin außerhalb unserer 4 Wände hatte, bin ich wieder selbstbestimmt aktiv. Meine erste Autofahrt nach meiner Fuß-OP hat heute auch schon super geklappt und vor allem viel Spaß gemacht und eine absolute Fröhlichkeit und Dankbarkeit in mein Gesicht gezaubert.

Auch die ersten per Pedes Runden um den Block, um die nötigsten Einkäufe selbst zu erledigen sind schon möglich und der Dehnungs- und Schwellungsschmerz, der sich zwischendurch noch immer bemerkbarmacht ist schnell vergessen, weil die Freude über die Mobilitätszurückgewinnung überwiegt.

Am 22. Oktober 2018 wurde ich geplant wegen meines Hallux am rechten Fuß operiert. Eigentlich war eine schnellere Genesung geplant, doch wie es halt immer so kommt, zeigte sich eine kleine Komplikation und ich durfte 14 Tage lang meinen Fuß nur zu 50% belasten und wurde zusätzlich zum Hallux Schuh mit Krücken ausgestattet.

Das erste Mal in meinem Leben durfte ich mich nur mit Krücken fortbewegen und war heilfroh, dass wir bereits in einer eingeschossigen Wohnung leben. Natürlich habe ich versucht, die ersten Tage nur auf der Couch zu liegen und den Fuß hoch zu lagern. Der Weg ins Bad, zur Toilette, in die Küche und ins Schlafgemach waren anstrengend genug. Nachdem mich Maskulino dann einmal darauf hinwies, dass ich ihn an die Bettler auf der Straße erinnere, dann wollte ich meine Liegeposition auf der Couch gleich gar nicht mehr verlassen – vielleicht war das auch gut so und trug zu meiner Genesung bei.

Wie es mir sonst noch in diesen 14 Krückentagen ergangen ist, erzähle ich euch vielleicht noch ein anderes Mal. Jetzt sind sie zum Glück schon im Keller eingelagert und ich hoffe, ich werde sie nie wieder brauchen.

Noch mehr als ich litt offensichtlich Maskulino an meiner Pflege- und Versorgungsbedürftigkeit. Nachdem ich nämlich gewohnt bin, viel zu trinken, kam er mit dem Nachfüllen des Wasserkruges, der immer in meiner Nähe seinen Platz haben sollte, gar nicht nach. Und was ihn noch mehr störte, ist, dass täglich wieder neue Dinge auf der Einkaufsliste standen – nämlich genau diese Lebensmittel und Toilettenartikel, die ich sonst so zwischendurch besorge. Anscheinend glaubte er fast, ich möchte ihn sekieren, weil ich täglich wieder was Neues auf die Liste schrieb, das er dann besorgen sollte, weil ich ja Hausarrest hatte. Doch das war keine Bösartigkeit, sondern so ist das Haushaltsleben einfach, …

Was mich nach ein paar Tagen ein wenig traurig stimmte, ist das Nachlesen im Netz, wo ich über einige Berichte stolperte, die beschrieben, dass man nach so einer OP nach wenigen Tagen schon wieder normal gehen kann. Tja, das hatte ich auch ursprünglich gedacht. Doch die Menschen sind halt verschieden und ich war wieder mal ein Sonderfall.

Nach 2 Tagen Krückenfreiheit, stand dann schon mein erstes Buchfest am Programm. Das durfte ich doch nicht versäumen! Mit viel Sitzen und wenig gehen konnte ich den Abend sogar relativ schmerzfrei genießen. Doch die Strafe kam danach – am nächsten Tag war mein Fuß doch wieder sehr geschwollen und ein ganzer Tag hochlagern war notwendig, damit es wieder besser wurde – man soll es halt nicht übertreiben, die Strafe dafür kommt sofort!

Vom Krankenstand habe ich mich sehr bald abgemeldet – sobald ich krückenfrei war, denn mit dem bequemen Hallux Schuh war es mir ja schon möglich, E-Mails zu beantworten und zu schreiben und Telefonate zu führen. Meine Hände sind ja derzeit gesund! Und so ganz ohne Außenkontakte hätte ich sowieso einen noch stärkeren Lagerkoller bekommen, als ich sowieso schon hatte.

Wie so oft, ist es nämlich so, dass man in den ersten Tagen sehr bemitleidet wird. Deswegen bekam ich in den ersten Tagen auch viel Besuch, was mich sehr sehr gefreut hat, so erschienen die eingeschränkten Tage gar nicht so lang, wie sie eigentlich waren. Danke dafür, ihr habt mir diese nicht so angenehmen Tage viel erträglicher gemacht. Doch irgendwann wird man dann selbst vom Sonderfall zur Routine und keiner kommt mehr.

Abgesehen von einem Tag mit dem Fuß hochgelagert bei meiner Familie und dem 1. und 2. Buchfest bin ich nicht viel rausgekommen während dieser 4 Wochen. Diese Tage unter Menschen habe ich aber ganz besonders genossen, weil sie außer Maskulino und meinen Krankenstandsbesuchern meine einzigen Außenkontakte in diesen Wochen waren. Doch schön langsam wird`s eh´ schon wieder besser und ich beginne, mich wieder mehr in der Öffentlichkeit zu zeigen.

Gegen Ende meiner eingeschränkten Zeit – noch mit dem hübschen Hallux Schuh ausgestattet – habe ich sogar einen Kundentermin mit dem Taxi wahrgenommen, das war wiederum eine neue Erfahrung, die ich bisher noch nicht gemacht hatte. Irgendwie fühlte ich mich auf der Rückbank des Taxis gar nicht so schlecht. Ich konnte während der Fahrt Telefonate erledigen, E-Mails beantworten oder die Aussicht genießen – endlich sah ich wieder Menschen und Landschaft und freute mich sogar über das rege Treiben. So eine Fahrt mit einem Privatchauffeur muss sich so ähnlich anfühlen, eigentlich ein toller Luxus, den ich mir wahrscheinlich nie leisten werde können oder wollen.

Endlich bekam ich das o.k. für die Hallux Schuh Befreiung und war überglücklich. Natürlich ist mein Fuß noch geschwollen und noch sehr in der Bewegung eingeschränkt, doch die Mobilisierung und die weitere Physiotherapie werden das schon wieder hinkriegen, davon bin ich überzeugt.

Eigentlich wollte ich am nächsten Tag gleich wieder Autofahren, doch als ich versuchte, einen Schuh anzuziehen, hatte ich in keinem einzigen Platz. Wie soll ich dann verkehrssicher die Autopedale bedienen? Also war es ich doch noch nicht innerhalb eines Tages auf einmal mobil. Manchmal braucht man halt einfach Geduld, da nützt einfach nichts Anderes – eine sehr schwere Übung für mich!

Am nächsten Tag versuchte ich nochmals ein paar bequeme Schuhe, in die mein noch geschwollener Fuß noch immer nicht hineinpasste. Beim letzten Versuch, in meine Schneestiefel hineinzupassen, klappte es schon fast. Zum Glück registrierte ich gleich noch die Wärmeeinlage im Stiefel und als ich diese rausnahm, gelang es – Juchhuu, ich passte rein!

Doch trotzdem war es noch eine Überwindung, das erste Mal nach so vielen Wochen wieder selbst Auto zu fahren. Die ersten hundert Meter waren schon noch komisch. Ich weiß nicht, ob es einfach nur die Angst, noch nicht so trittsicher zu sein oder die Angst vor Schmerzen war, die mich so unsicher sein ließ. Doch nach ein paar Kilometern, die ich absolut verkehrssicher hinter mich brachte, war ich dann überglücklich, endlich wieder das Mobilitäts- und Unabhängigkeitsgefühl zu spüren, das ich so liebe.

Und nachdem derzeit Autofahren sogar schmerzfreier als zu Fuß gehen ist, muss ich mich jetzt erst wieder dazu motivieren, mehr tägliche Schritte zu tun, als z.B. die heutigen 4.600, die noch immer hauptsächlich in den eigenen vier Wänden passieren. Die Empfehlung meines Orthopäden war nämlich, so viel als möglich barfuß zu gehen. Und das ist für mich derzeit ziemlich eindeutig nur in geheizten Räumen möglich.

Was aber für mich auf jeden Fall noch eine Herausforderung wird, ist die volle Beweglichkeit wiederzuerlangen. Ich soll jetzt selbst schon meinen großen Zehen nach oben drücken und in den Schmerz „hineingehen“, sodass irgendwann einmal wieder das normale Abrollen beim Gehen möglich ist. Naja, einen meiner Körperteile solange zu dehnen, bis es weh tut, ist nicht unbedingt eine einfache Aufgabe für mich.

Wovor ich auf jeden Fall immer mehr Respekt habe, ist vor Menschen, die eine lange Ausfallzeit erleben mussten und sich Schritt für Schritt ins Alltagsleben zurückkämpfen mussten – Hut ab! – Tolle Leistung, diese nicht so einfache Aufgabe zu schaffen, vor allem wenn dieser Prozess noch länger dauert als die paar Wochen, die es bei mir waren.

Worauf freue ich mich am meisten? Endlich wieder Frischluft und vor allem Waldluft zu tanken und das eine oder andere Naturschauspiel mittels Foto zu verewigen. Ich habe sogar schon Beschwerden gehört, dass ich auf meinem Blog keine schönen Bilder mehr bringe. Ja, mir tut das genauso leid, doch da ich immer in Echtzeit arbeite und keine Fakes liefern möchte, waren in meinem Oktober bis November Lebensraum nicht so viele Fotomotive in den eigenen vier Wänden zu finden. Und der Blick aus dem Fenster? Der war ja auch die meisten Tage nur grau.

Morgen habe ich wieder Messedienst auf einer Fortbildung, da werden mich wahrscheinlich auch noch keine Naturstilbilder anlachen. Also bitte noch ein wenig Geduld – ich leide selbst ebenso darunter, … – Aber auf jeden Fall darf und kann ich mit meinen Winterstiefeln endlich schon raus und die Wohnung verlassen, das ist wunderbar, fast wie neu geboren!

Alles Liebe und ein schönes Wochenende wünscht

Gelly

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P.S.: Hier eine kleine Verwandlungstudie meiner Fußmode: ca. 4 Wochen Hallux Schuh, Doppelbeschuhung beim Buchfest, dass ich dank meines Chauffeurs besuchen konnte, mein „Rettungsschuh“, der Winterstiefel, für meine ersten Erkundigungen außerhalb meiner 4 Wände – endlich wieder unterwegs!

 

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