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Beobachtung von Buffetsünden

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Bei unserem heurigen Urlaub haben wir wieder einmal den Fehler gemacht, ein Hotel mit Massenabfertigung zu buchen, weil wir uns für die paar Tage mehr Service gönnen wollten und keine Apartmentselbstversorger sein wollten. Doch dass es so schlimm ist, die Buffetschlacht und den Lärmpegel beim Frühstücksbuffet aushalten zu müssen, war uns nicht bewusst. Daher hier zum Nachlesen, die typischen Buffet-Sünden, die wir beobachtete haben.

Schon beim Eintreten in den Frühstückssaal schieden sich die Geister: Während ich und anscheinend auch alle anderen Damen verwirrt vor der mit mehreren Personen besetzten Rezeption zum Prüfen der Berechtigung zum Buffetzutritt stand und verzweifelt nach der an der Hotelrezeption ausgehändigten „Berechtigungskarte“ (= Name, Zimmernummer, Anzahl der Nächtigungen mit Datum und gewählte Verpflegungsform) suchte, zeigte Maskulino einfach im Vorbeigehen den Zimmerschlüssel, der uns genauso Einlass verschaffte.

Alle 3 Tage beobachteten wir dann fast bei allen anderen Gästen dasselbe morgendliche Prozedere: Die Damen zeigten pflichtbewusst die „Eintrittskarte“ vor, während die Herren ganz cool einfach den Schlüssel mit der Zimmernummer hochhielten und somit viel einfacher und schneller Zutritt bekamen, weil die Nummer viel einfacher zu erkennen war als auf der kleingeschriebenen Frühstücksberechtigungskarte. Solange die Nummer auch auf der Liste zum Abhaken gefunden wurde, akzeptierte man sowieso jegliches passende Erkennungszeichen.

Als wir dann den großen Saal betraten suchten wir nach einem freien – im Idealfall auch sauberen und frisch gedeckten – Tisch. Auf den ersten Blick war ich gleich enttäuscht, dann alle freien Tische waren mit einem großen folierten Zettel bedeckt, auf dem von der Ferne viele Verbotszeichen zu erkennen waren, also ging ich gleich davon aus, dass dies einer Reservierung gleicht. Ich wollte schon kapitulieren und begann mich schon ans andere Ende des Saales zu bewegen, wo ich hoffte, dass wir noch ein Tisch ohne Verbotszettel ergattern könnten. Nachdem sich Maskulino aber nicht so leicht abschütteln lässt und Verbote generell einmal zuerst ignoriert und nach Plausibilität prüft, klärte er mich auf, dass es sich hierbei nicht um Reservierungen handelt, sondern dass man in 4 Bildern und 4 Sprachen darauf hinweist, dass es verboten ist, Teile vom Frühstücksbuffet mit aufs Zimmer zu nehmen oder in den Taschen versteckt raus zu schummeln, damit sie dann eine Fremdverwendung als Strandjause finden.

Wie so oft immer, ist es mir unverständlich, warum man mit Riesenplakaten auf jedem Frühstückstisch auf eine für mich selbstverständliche Unart hinweisen muss. Doch nachdem wir an 3 Tage jeweils einen Frühstückstisch in der Nähe der Rezeption gefunden haben, war uns klar, warum man so dezidiert auf diese Unart hinweisen muss und dafür sogar Verbotsschilder basteln muss.

Man konnte ganz eindeutig sehen, wie dennoch dieses Verbot ganz einfach ignoriert und trickreich umgangen wurde:

  • Als die offenste Art fand ich noch die Erklärung einer Dame, die gleich ein ganzes Frühstück mit aufs Zimmer nahm, dass sie das damit erklärte, dass ihr Mann krank sein und sie ihm die 3 Wurstsemmeln, ein paar Croissants und Obst aufs Zimmer bringen muss. Ich habe keine Ahnung, ob ihr Mann wirklich unpässlich am Zimmer daniederlag, es wunderte mich nur, dass er als Kranker so einen großen Appetit haben kann. Denn wenn ich krank im Hotelzimmer liege, reicht mir meist eine trockene Semmel und ein Tee, … – doch anscheinend ist der Gusto von verschiedenen kranken oder eingebildeten Kranken doch sehr unterschiedlich groß.
  • Und andere Tischnachbarn kamen mit verschiedenen Lebensmitteln vom Buffet – meist großen Mengen Semmeln oder Obst – beladen zu ihrem Tisch und wir wunderten uns dann, wie sie so schnell essen können oder wo die Bananenschale geblieben ist, wenn wir sie dann zwei Minuten später mit leeren Tellern vorfanden oder sie mit diesen schon wieder auf dem Weg zum Nachfüllen ans Buffet waren. Wenn man dann genauer beobachtete, konnte man sehen, wie viele Buffetangebote in den Taschen verschwanden und so hinausgeschmuggelt wurden.
  • Noch ein wenig frecher waren die Frühstücksgäste die die Dinge unter ihrer Weste versteckten oder ihre Hände mit kleine Teile wie Kekse füllten und diese ganz tief unten und wenn möglich seitlich von ihrem Körper versteckt hielten, sodass die meist gar nicht so achtsamen Frühstücksaufpasser diese nicht sichten konnten.

 

Nachdem wir selbst ja von diesem Hinausschummeln nicht betroffen waren, fügte dieses tägliche Spiel unser Urlaubsstimmung keinen Schaden zu, vor allem weil meist eh´ genug Nachschub vorhanden war, nur Butterpackerl und Bananen waren manchmal aus. Daher verbrachten wir meist recht amüsante Frühstückszeiten, indem wir das Eintrittsverhalten, das Zögern bei der Tischwahl durch die Verbotsschilder – wobei sich hier meist nur die Damen abschütteln ließen und die Herren immer genauer lasen und aufklärten – und die getricksten Vorgangsweisen fürs Hinausschummeln beobachten und somit wie bei einer versteckten Kamera viel zum Schmunzeln hatten.

Abgesehen davon bin ich absolut kein Buffetfan und versuche diesen Orten, wenn möglich – solange ich selbst diese Entscheidung treffen kann – fern zu bleiben. Jedes servierte Frühstück – und das kann sogar ein Butterbrot sein – schmeckt mir immer besser als die Dinge, die ich nach einem Slalom, einem Suchspiel „Wo sind die Teller, die Butter, die Eier, …?“ und einer Rätselrallye: „Was ist dann das?“ (Orangen oder Quittenmarmelade, Grapefruit oder Blutorangensaft?) auf meinem Teller habe. Und nachdem ich – und anscheinend nicht nur ich – vor den ersten zwei Kaffeetassen morgens eher ferngesteuert unterwegs bin, wird meine Frühstückswanderung sehr oft von unerwünschten und ungeplanten Körperkontakt begleitet oder es taucht immer wieder irgendwo, während ich noch nachdenke, ob ich mich für Schinken oder Salami entscheide, eine Hand aus dem Hinterhalt auf, die schnell zum Vorlegebesteck greift, um meine Nachdenkpause auszunutzen und sich somit selbst das letzte Salamiblatt zu sichern.

Auch geruchsmäßig bin ich am frühen Morgen eher empfindlich und wenn sich dann ein – offensichtlich ein paar Tage nicht geduschter oder generell mit vermehrter Schweißproduktion ausgestatteter – Mitmensch von hinten oder der Seite anschleicht, dann schaltet sich bei mir vollautomatisch mein Fluchtreflex ein, sodass ich oft ganz schnell das Weite suche. Gut für mich, denn dadurch gelingt es mir auch beim Frühstücksbuffet ganz leicht, mit einem nicht zu überbeladenen Teller zu meinem Sitzplatz zurückzukehren.

Im Gegensatz zu anderen Buffetteilnehmern hasse ich es förmlich, wenn die Teller an den Tischen gestapelt werden, die mit einem Haufen von allem was es gibt randvoll gefüllt sind. Ich habe ja nichts dagegen, wenn sich jemand durchkosten will, denn schließlich zahlt man ja eine Pauschale, die gleich ist, ob man jetzt wenig oder viel isst. Doch wenn dann über die Hälfte der geholten Lebensmittel übrigbleiben, weil man sie eh´ nicht mag oder schon genug davon hat, und dann vom Hotelbetreiber weggeschmissen werden, dann finde ich eine absolute Verschwendung, die ich nicht verstehen kann.

Was wir abgesehen vom Buffetverhalten auch noch interessant fanden war – wie so oft – die Korrelation zwischen vollgefülltem Teller (meine Erklärung dafür ist manchmal auch die Bewegungsfaulheit mancher Mitmenschen) und Körperumfang. Das Verhältnis zwischen dieser beider Variablen war meist direkt proportional.

Ab dem zweiten Tag kam dann noch eine Beobachtungsmöglichkeit dazu: An diesem Tag wurden wir bereits um 8 Uhr durch laute Musik und das Schreien eines Animateurs geweckt. Eine große Menge an Solarium gebräunten und gut gepolsterten Damen hatte sich zum Morgensport versammelt, der durch Motivatoren moderiert wurde. Abgesehen von dem Unmut, dass diese Versammlung gerade direkt von unserem Balkon stattfinden musste und uns somit ziemlich unsanft aufwachen ließ, trafen wir dann all diese Damen kurze Zeit später beim Frühstücksbuffet wieder.

Wobei diese Beobachtung eher Maskulino machte und mir diese Häufung von Ähnlichkeiten nicht aufgefallen wäre. Anscheinend beobachtet er die Statur der weiblichen Frühstücksgäste ein wenig aufmerksamer als ich. Er meinte:

1. Die kommen ja alle total verschwitzt zum Frühstück, gehen die nach ihrer Zumba Einheit nicht einmal duschen?

2. Fiel ihm auf, dass alle Sportlerinnen ziemlich füllig waren und sich trotzdem eine ziemlich große Frühstücksportion auf ihre Teller legten. „Wozu machen die denn Sport, wenn sie die verlorenen Kalorien dann gleich wieder auffüllen?“

3. Meinte er, dass fast alle anderen Frühstücksdamen, die im selben Alter wie die Sportlerinnen waren, schlanker waren als die, die anscheinend die Fitnesswoche gebucht hatten. Worauf er mich belehrend oder bestätigend auf folgendes hinwies: „Siehst du, es hat gar keinen Sinn, nur im Urlaub auf seine Fitness zu achten. Viel besser ist es im Alltag achtsamer mit Ernährung und Bewegung umzugehen und dies das ganze Jahr über einzuhalten.“ Und auf mein: „So wie ich es mache!“ konnte er natürlich nur mit „Ja, genau!“ antworten, …

 

Was ich daraus gelernt habe: Wenn möglich werde ich liebend gerne zukünftig Buffetangeboten wieder fernbleiben. Viel lieber esse ich – wenn überhaupt – mein individuelles Frühstück lieber alleine oder in Zweisamkeit. Und wenn ich mein persönliches, ruhiges Frühstück auf Reisen nicht finden kann, dann bestelle ich mir gerne einfach einen Kaffee aufs Zimmer – auch wenn dieser ein „Vermögen“ kostet! Mein Tag beginnt auf jeden Fall entspannter ohne Buffetfrühstück bzw. den vielen Buffetmitmenschen und darauf werde ich ab jetzt wieder mehr achten.

Denn je nachdem mit welcher Stimmung mein Tag beginnt, so endet er manchmal auch. Daher wünsche ich mir wieder mehr entspannte Frühstücke und würde mich sehr freuen, wenn dieser Wunsch auch von so manchen Hotels wieder auf die „Marketing-Liste“ gesetzt werden würde. Ein entspanntes, serviertes Frühstück mit genug Abstand von anderen Hotelgästen wäre für mich ein Grund, doch wieder einen privaten Hotelaufenthalt zu buchen. Bis dorthin bleibe ich dann doch lieber wieder beim Apartment mit Selbstversorgung.

Ich wünsche euch ein sanftes Erwachen, ein angenehmes Frühstück und einen tollen Tag, wo auch immer ihr diese Sommertage oder Urlaubstage verbringen werdet.

Alles Liebe von

Gelly

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