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Toleranz für „Hitzeschäden“?

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Die vergangene Woche – und wahrscheinlich auch die kommende – mit ihren Tropentagen und -nächten war wahrscheinlich nicht nur in und rund um die Großstädte für hitzeempfindliche Menschen fast unerträglich. Wie sind denn eure Hitzeerfahrungen – soll man eigentlich alle Zustände, die sich aufgrund des Schwitzens einbürgern, ignorieren und auf Besserung hoffen?

Ich habe derzeit z.B. täglich auch spätabends bis zu 33 Grad Celsius in der Wohnung und wenn mich jemand anruft, bin ich trotzdem freundlich und wenn etwas Dringendes zu erledigen ist, dann wird es auch nicht auf morgen verschoben. Wenn ich aber so durch die Stadt fahre oder gehe, dann glaube ich manchmal, der Ausnahmezustand ist ausgebrochen.

  • Radfahrer, Autofahrer und Fußgänger streiten an jeder Ecke, die Hupkonzerte, Schimpfparolen und deren Lautstärke nimmt zu
  • Man ist gezwungen, die Musik- oder auch die Telefongespräche seines Staunachbars mitzuverfolgen, manchmal sogar zwei verschiedene Musikrichtungen gleichzeitig
  • Die Radiogewohnheiten seines Wohnungs- oder Gartennachbars sind auch nicht immer vom selben Geschmack als meiner
  • Wenn man durch eine Wohnhausanlage geht, kann man genau riechen, was es am Abend zu essen gibt – unser Nachbar grillt z.B. gerade eben wieder seine Würsteln.
  • Auch so manche Fernsehsendung oder das eine oder andere Streitgespräch bzw. andere Geschehnisse in den Wohnungen sind jetzt für viele Nachbarn und Passanten ganz genau Wort für Wort präsent – ob man will oder nicht, außer man trägt Kopfhörer, was viele Stadtbewohner sowieso tun.
  • Bei einem Kunden habe ich mir diese Woche mal überlegt, die Wartezeit nicht im gekühlten Warteraum zu verbringen, sondern bis zum Termin noch Frischluft zu tanken – die mitgelauschten Gespräche einer Gruppe von Jugendlichen, die man sogar durch das geschlossene Fenster hörte, haben mich dann doch davon abgehalten, in diesem Moment die Straße zu betreten – oida, kacke, was gemma an, wos check ma, du arsch … usw., usw,
  • Höre ich Worte wie bitte, danke oder Entschuldigung nur wegen des Schwitzens weniger oft oder sind diese Höflichkeitsworte in unserer meist hektischen Welt von der Mehrheit unserer Mitmenschen als „Einsparmaßnahme“ in Vergessenheit geraten?
  • Immer wieder ist man versucht, sich die Nase zuzuhalten, wenn mal der eine oder andere schon länger keine Dusche gesehen hat oder den Gebrauchsgegenstand Deo für ein Fremdwort hält
  • Der Alkohol- und Aufputschkonsum steigt sichtlich – nämlich anscheinend zu jeder Tages- und Nachtzeit -, was man an der steigenden Sichtbarkeit der achtlos weggeworfenen Dosen erkennen kann
  • Als Raucher wird man in jedem Gastgarten schief angeschaut, denn natürlich weht der Wind immer genau zum militanten Nichtraucher am Nebentisch
  • Von so manchen „Fake-News“ über das „Dschungeltelefon“ vom Nebentisch im Gastgarten bleibt man derzeit auch nicht verschont, wobei das eine von mir sehr gern ausgeübte Sommerbeschäftigung ist – einfach Lauschen, welche Gesprächsthemen grad wichtig sind – das amüsiert mich manchmal mehr als das abendliche Fernsehprogramm.
  • In der Nebenfahrbahn, die noch dazu eine Einbahnstraße ist, kommt einen eine mit überdurchschnittlicher Körperfülle ausgestattete Fußgängerin straßenmittig, also total frontal entgegen, die scheinbar ihren Weg verkürzen wollte.
  • Die Radfahrer überholen einen an jeder Ecke – eigentlich würde ich glauben, dass man sich bei den hohen Temperaturen langsamer bewegen sollte, zumindest sagt mir das mein Körperempfinden, doch die meisten auf ihren 2-Rädern, mit oder ohne Motor, wollen derzeit anscheinend ihren persönlichen Rekord einstellen oder immer auf der Überholspur sein.
  • Nicht nur auf Nebenstraßen sondern auch auf 3-spurigen Hauptstraßen schauen oder huschen derzeit vermehrt Personen zwischen 2 Autos hervor, anscheinend werden Zebrastreifen und Ampeln derzeit gemieden, sondern nur die Schattenstrecke gesucht.
  • Schüler und Bustouristengruppen – everywhere. Die Großgruppen bzw. die Gangs sind bereits vor Ferienbeginn unterwegs und halten sich nicht so gerne an die Verkehrsregeln bzw. latschen einfach der Masse nach.
  • Die Schienen und die Reifen quietschen an jeder Ecke. Blinksignale, Handzeichen oder das Achten auf Ampelsignale sind derzeit schon auf Sommerpause
  • Gleichzeitig treffe ich derzeit vermehrt auf Menschen, die sich ganz langsam bewegen. Mit dem Auto ist es ihnen auch egal, wenn sie sich mit 70 km/h telefonierend auf der dritten Spur der Autobahn befinden und ein kleines Chaos hervorrufen oder beim Einkaufen verursachen sie mit dem langsamen Ausräumen ihrer Waren – wahrscheinlich wollen sie die Klimaanlage im Geschäft länger auskosten – am Kassaband einen Stau und tun so, als ob das immer lauter werdende Schreien der anderen – 2. oder 3. Kassa bitte – gar nichts mit ihnen zu tun hat.
  • Und immer mehr Personen parken ihr Auto ein und sitzen mit gestartetem Motor – oft gefühlte Stundenlang – im Auto und blasen ihre aus meiner Sicht unnötigen Abgase – den vorbeigehenden Passanten ins Gesicht.

Anscheinend ist auch Hochsaison der Hilfskräfte, denn die Einsatzfahrzeuge und deren Sirenen verfolgen mich derzeit scheinbar auf allen meinen Wegen. Kein Wunder bei diesem Ausnahmezustand, der hoffentlich kein Dauerzustand bleibt. Und nochmals Danke für alle, die uns immer wieder retten und heilen, deren Einsatzbereitschaft von Herzen und meist hitzeunabhängig ist.

Und trotzdem: Wehe, man braucht in dieser heißen und noch dazu bald Urlaubszeit dringend einen klassischen Arzt oder Therapeuten, um ein akutes Leiden zu lindern. Da braucht man erfahrungsgemäß viel Geduld und viel Zeit, weil immer der, den man gerade kontaktiert hat oder empfohlen bekam, für mindestens ein paar Wochen im Sommerurlaub ist. Also melden sich lieber erst im September wieder, vielleicht aber erst nach der Schulbeginnwoche und kümmern sie sich bis dahin um sich selbst scheint die weit verbreitete Devise zu sein.

Vorhandene und noch dazu freundliche Menschen muss man in dieser Hitze- und Sommerperiode oft sehr intensiv suchen. Die meisten sind derzeit in sich gekehrt, träumen von was auch immer oder verschreiben sich selbst „heute hitzefrei“. Der einzige Weg eine nicht aggressive, aber doch negativ eingefärbte Kommunikation mit denen, die da sind, zu beginnen, ist die Wetterlage – heute schwitzen wir wieder, …

In diesem Sinne wünsche ich euch wenig „Hitzeschäden“ und die nötige Toleranz und Rücksichtnahme, um ohne Unfälle, Streitigkeiten oder Aggressionsausbrüche heil durch diese tropischen Tage zu kommen. Nicht nur unachtsam oder gar aggressiv durch diese Sommertage zu schlittern, sondern die Wärme zu genießen – auch wenn das manchmal gar nicht so leicht fällt, ist mein Vorsatz.

In der Not hilft immer noch Abkühlen – selbst ist der Mann oder die Frau – die anderen sind nämlich nicht immer schuld an unseren eigenen Gemüts-Miss-Zuständen. Atmen, Wasser trinken, kalt duschen oder Grüngebiete aufsuchen bringen mich dann wieder in den Ruhezustand und in der Ruhe liegt ja bekanntlich die Kraft – auch bei dieser Wetterlage.

Ein schönes Wochenende und entspannte Stimmung ohne Ausnahmezustand wünsche ich euch – falls ihr Tipps habe, wo und wie jedermann diese findet, freue ich mich über eure Kommentare – schon das Denken an einen entspannten Zustand zaubert grad ein Lächeln trotz Hitze in mein Gesicht.

Alles Liebe, schöne Urlaubs- und Ferientage wünscht

Gelly

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