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Echte Wolken statt „Handy-Cloud“

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Wieder einmal habe ich mir selbst einen Versuch bzw. -entzug verschrieben und gleich der erste Anlauf ist gelungen: 24 Stunden ohne Internet! Diesen Sommervorsatz hatte ich schon vor einigen Wochen gefasst, doch das ich ihn wirklich umgesetzt habe, darauf bin ich richtig stolz.

Wie schon André Heller singt: „Die wahren Abenteuer sind im Kopf“, so ähnlich habe ich mich bei der Umsetzung meiner Offline Zeit gefühlt. Denn ursprünglich dachte ich: 24 Stunden nicht aufs Handy starren kann ja kein Problem sein, man legt es einfach weg. Ja, die Bewegung ist einfach. Doch dem Kopf zu sagen, dass er einem nicht alle 5 Minuten daran erinnern soll, mal doch kurz einen Blick aufs Handy zu werfen, das braucht schon ein wenig. Scheinbar begreift zumindest mein Körper schneller, dass jetzt etwas anders ist, als mein Geist.

Zuerst, in der Planungsphase, habe ich sogar noch mit mir selbst diskutiert. In den sozialen Medien habe ich geschrieben, dass es einer meiner Sommerpläne ist, einen Internetfreien Tag pro Woche einzuhalten. Und prompt begann mein Gedankenkarrusell über Plus und Minus, Verlust und Gewinn nachzudenken. Die Fragen „Will ich das überhaupt, warum tue ich mir das an, wieso schon wieder ein Ziel bzw. ein Loslassen, das es zu erreichen gibt“ kreisten um mich herum?

Wieso nicht einfach alle Gewohnheiten so weiterführen, ohne darüber nachzudenken und ja keine Änderung ins Auge fassen? Wobei ich von Grund auf ein Mensch bin, dem schnell langweilig wird, und ich gerne neues ausprobiere. Daher wollte ich es zumindest einmal versucht haben, um zu beobachten, wie es mir 24 Stunden lang offline geht.

Den einzigen Kompromiss, den ich mit mir selbst geschlossen hatte, war, dass ich den offline Tag auf 2 Tage verteilen werde. Von Samstag mittags bis Sonntag mittags wollte ich nicht neugierig in den Sozialen Medien surfen, nach Internetinformationen recherchieren, auch keine Fotos posten oder Whats App schreiben.

Zusätzlich in meinem Vorhaben bestärkt haben mich die 2 Vorfälle, die es kürzlich gab, wo unzählige Menschen in ganzen Ländern und Kontinenten kurzzeitig – nur für ein paar Stunden – einige Kanäle in den sozialen Medien nicht nutzen konnten. Nach den ersten Panikreaktionen, die da umgingen, wurde mir neuerlich die extreme Abhängigkeit von der elektronischen Welt bewusst.

Also wollte ich an mir selbst ausprobieren, was ich denn im Falle des Falles tun werde, ganz ohne Internet. Kann ich meine Neugier auf die Anzahl der Likes und der Seitenaufrufe der grad erst geposteten Beiträge zügeln und nicht bei jedem einzelnen Jubeln, wenn das Handy die Aktion anzeigt? Was würde ich versäumen? Kann ich und möchte ich dann nachträglich – nach 24 Stunden – noch alle „alten“ Posts sehen?

Das einzig lästige, gewohnte und auch erschreckende, war der erste Gedanke am Morgen, der mich automatisch zu meinem Handy greifen lies, um die eingetroffenen Nachrichten zu checken. Doch nein, ich blieb standhaft und im Laufe des Tages habe ich für ein paar Minuten sogar vergessen, dass da noch irgendwo ein Handy herumliegt.

Und siehe da, meine Offline Zeit war viel einfacher, als ich dachte und ich habe sie sehr genossen. Wiederholung an den nächsten Sommerwochenenden garantiert!

Was tut man stattdessen mit der gewonnenen Zeit? Auf der Sonnenliege liegen, ein Buch lesen, ein paar Sudoko lösen, in die Luft schauen und erstmals seit gefühlten Ewigkeiten, die echten Wolkenformationen beobachten. Ich habe mir erlaubt, diese auch fotografisch festzuhalten … und einfach ein paar Tage später „in die elektronische Welt“ zu schicken.

Dieses Gefühl war richtig neu für mich! Anscheinend hatte ich sonst ziemlich oft auf mein Handy gestarrt und den Blick nur selten gen Himmel gerichtet. Und an diesem Offline Nachmittag war ich richtig fasziniert, welche Bilder ich da direkt vor meiner Nase, ohne Internet und von Natur gebildet, präsentiert bekomme.

Und als Draufgabe habe ich dann noch alle möglichen Insekten gesichtet, die verschiedenen Schmetterlingsarten, die unsere Blühpflanzen und -sträucher gerne besuchen, bestaunt und sogar gezählt.

Nicht nur gegenüber der Natur war ich in dieser offline-Zeit aufmerksamer als sonst. Auch meinen Mitmenschen begegnete ich viel offener. Sobald ein Nachbar vorbeikam, erhob ich mich von meiner Liege, um ein paar Worte mit ihm zu plaudern. Im anderen bisherigen Dauer-Online Modus, im sozialen Netz versunken, würdigte ich mein Umfeld meist nur eines kurzen Blickes, um dann gleich wieder in der virtuellen Cloud zu verschwinden.

Ohne Netz: Am Morgen hatte ich Lust auf Bewegung und schwang mich gleich aufs Rad. Beim anschließenden Spaziergang, nahm ich mir viel Zeit, die Natur und die Menschen zu beobachten und sogar das eine oder andere längere Gespräch zu führen, denn an diesem Tag sollte mein Handy ja sowieso warten, bis die Offline Zeit vorüber war.

Interessanterweise hatte ich danach nicht einmal mehr Lust, Whats App Nachrichten, die in dieser Zeit eingegangen waren, zu beantworten. Heute habe ich eine Freundin darauf hingewiesen, dass ich gestern in meiner Offline Zeit war und deswegen kein Like zurückgeschickt habe. Sie zeigte absolutes Verständnis, fast sogar Bewunderung für mein erreichtes Ziel, meine mindestens 24 Stunden Sommer-Offline-Zeit pro Woche.

Ich freue mich schon auf die nächsten 24 Stunden – also auch nächstes Wochenende werde ich auf eure Posts oder geschickten Nachrichten von Samstag mittags bis Sonntag mittags nicht reagieren. Wer macht mit?

Als kleine Motivation noch ein paar Bilder, die man z.B. während einer Radtour entdecken kann, life und in Echtzeit. Posten kann man sie ja später, denn das Internet fliegt ja nicht so schnell davon wie der zufällig entdeckte Schmetterling, den gibt es vielleicht nur einmal und nur genau in diesem Moment – deiner Offline Zeit. Und die Sonnenblumen blühen auch nicht ewig.
Vielleicht ist jetzt ja der beste Zeitpunkt für neue Blickwinkel … – und wenn nicht jetzt, wann dann?

Alles Liebe und viele schöne – ein paar Minuten offline – Sommerwochenenden wünscht

Gelly

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