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Die praktische Frau vor 87 Jahren

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Durch Zufall habe ich vor einiger Zeit in den Tiefen des Dachbodens im Haus meiner Frau Mutter ein Handbuch für die praktische Frau als Gattin, Mutter und Hausfrau aus dem Jahre 1931 gefunden. Passend zu dem dieswöchigen Volksbegehren hier als Vergleich zu heute, welche Aufgaben und Pflichten österreichischen Frauen vor 87 Jahren hatten.

Auszüge aus:

„Die praktische Frau als Gattin, Mutter und Hausfrau“ neu bearbeitet von ?.Fenz, Klosterneuburg, 1. Auflage 1931 im Selbstverlag von Volks-Hausbüchern.

 

aus dem Vorwort:

„… Kein Beruf ist so mannigfaltig und stellt so viele Anforderungen an das weibliche Geschlecht als wie der Hausfrauenberuf. … Manche junge Frau kommt da oft aus den Aufregungen nicht heraus, ja bei manchen Dingen weiß sie sich keinen Rat…. Die heutige Wirtschaftslage stellt besonders an die Frauen in ihrer Eigenschaft als Hausfrau, Gattin und Mutter ungeheure Anforderung und nur an der Wirtschaftlichkeit und der Sparsamkeit der Frau liegt es, den Haushalt auch mit knappen Mitteln aufrecht zu erhalten…. Der äußerst billige Preis (Anm.: dieses Buches) ermöglicht es auch der ärmsten Frau sich dasselbe anzuschaffen…“

 

zum Thema Ehe:

“ … die Ehe müsste von Gottes- und Rechtswegen das geregeltste aller Verhältnisse sein. Das Verhältnis, welches die Menschen in eine friedliche Bahn zu führen hätte, ist aber vielfach das gerade Gegenteil …“

 

zum Thema Erziehung:

„…Ein weiteres vorzügliches Beschäftigungs- und Erziehungsmittel ist der häusliche Zeichenunterricht: damit kann man die Kinder stundenlang beschäftigen: z.B. mit abgebrannten Zündhölzchen lassen sich verschiedene Zeichnungen ausführen u. a. m. … lässt sich aber auch den Kindern die Achtung vor fremden Eigentum einprägen, nach dem Grundsatz: „Was du nicht willst, das man dir tu`, das füg´ auch keinem Andern zu“. Umgekehrt und zwar nach demselben Grundsatze, aber mit der Wendung: „Was du willst das Andere dir tun sollen, das tue Ihnen zuerst“ …“

“ Eine andere Schattenseite der Erziehung ist die Verwöhnung. Nicht genug können Mütter sich davor hüten: die kleinen Weltbürger drängen förmlich darauf hin … Eine unausbleibliche Folge der Verwöhnung ist der Eigensinn …“

 

zum Thema Gesundheitspflege in Haus und Familie:

“ Die Gesundheitspflege im Haus und in der Familie liegt zum größten Teil in den Händen der Mutter und Hausfrau. Von der verständigen Handhabung der Gesundheitspflege durch die Mutter und Hausfrau hängt es ab, dass alle Familienmitglieder gesund sind und auch gesund bleiben …“

 

zum Thema Heizung:

“ … Die Hausfrau, die im Besitze einer Gasheizung ist, erspart sich viel an Ärger, Arbeit und Geld. Ein großer Vorzug der Gasheizung ist die Reinlichkeit. …“ Falls das nicht der Fall ist und mit Holz oder Kohle geheizt werden muss, ist eine Anleitung dabei, woran dies liegen kann …“ falls der Ofen seine Schuldigkeit nicht tut: … Vor allem Dingen muß man immer für eine gute Glut sorgen, nie zu viel auf einmal auflegen, weil sonst die Kohlen sich verschwelen und die Züge sich mit Ruß füllen. …“

 

zum Thema Hausgehilfinnenbehandlung:

„Die Dienstbotenfrage ist allmählich in ein Stadium getreten, in das viele Hausfrauen nicht hineinfinden können oder wollen. Bei vielen Hausfrauen, welche früher Dienstpersonal hielten, zwingt die Wirtschaftslage zur Einschränkung … Diejenigen Hausfrauen, die aber die Hausgehilfinnen nicht entbehren können, müssen den herrschenden Verhältnissen Rechnung tragen. Sie müssen sich klarwerden, dass heute mit Autorität und ihrer Einseitigkeit nichts mehr zu erreichen ist … Leistung und Gegenleistung müssen sich möglichst genau die Waage halten. …“

 

zum Thema Servieren:

„Das bedienende Mädchen sei einfach und mit einer weißen Latzschürze versehen, gekleidet. Das Schuhwerk muss leicht sein, doch sind Pantoffeln oder Filzschuhe ausgeschlossen. … Jedes Geräusch muss vermieden werden. …“

 

zum Thema Benehmen bei Tisch:

„… Wenn gelehrte, berühmte, geistreiche Menschen schlechte Manieren haben, sieht man vielleicht mit leichtem Unbehagen darüber hinweg, vom Durchschnittsmenschen verlangt man unbedingt die Beachtung der Gesetze des Anstandes. Merkwürdig? …“

 

Außerdem gibt es noch eine genaue Anleitung zum Thema Blutflecke entfernen und zwar für deren Säuberung auf Fußböden, Wollstoffen, Seide und Handarbeiten. Sogar eine Anleitung, wie man Strohhüte waschen kann, ist darin zu finden. Diese Anleitungen sind abgesehen vom der technischen Entwicklung mittlerweile erübrigt, nachdem wir ja leider schon viele Jahrzehnte mitten in der Wegwerfgesellschaft angekommen sind.

 

Ganz schön raue Zeiten oder doch nicht so viel anders als vor 87 Jahren? Beim Durchblättern fällt mir auf, dass sich hauptsächlich die technischen Möglichkeiten und Hilfsmittel verändert haben. Nicht nur für Frauen, sondern auch für Männer erleichtert der Fortschritt der Technik so manche Notwendigkeiten im Alltagsleben. Wobei wir deswegen eigentlich mehr Zeit für anderes haben sollten, doch trotz dieser Hilfsmittel sind viele von uns noch immer rund um die Uhr mit sich selbst oder irgendwas beschäftigt.

Bei den Verhaltens- und Benimmregeln, der geistigen Gesinnung und Einstellung und den zwischenmenschlichen Umgangsformen hat sich scheinbar in den letzten fast 90 Jahren nicht wirklich viel verändert. So manche Grundsätze, die auch schon vor Ewigkeiten gegolten haben, suche ich noch immer bei vielen Mitmenschen – allerdings nicht nur bei Frauen und Kindern.

Wobei ich in zumindest bei einigen Alltagstätigkeiten grundsätzlich schon ein bisschen weniger Unterschied zwischen Mann und Frau in unserer heutigen Gesellschaft feststellen kann, oder wie seht ihr das? Zumindest können Männer heutzutage auch schon kochen und sich um ihre Kinder kümmern, falls sie das wollen und dürfen, …

 

Egal ob Mann, Frau, Kind, arm oder reich, bekannt oder unbekannt, auf jeden Fall wünsche ich jedem von euch ein umgängliches, konfliktfreies, harmonisches, sonniges Herbstwochenende

Alles Liebe von

Gelly

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