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Radtour auf Italienisch

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Seit einigen Jahren habe ich es mir zur Angewohnheit gemacht, meine Urlaube nicht nur passiv auf der Strandliege zu verbringen, sondern besonders im Urlaub aktive Tage einzuplanen. Auch diesmal hat uns Caorle beim 20-jährigen Freundschaftsjubiläum mit meiner Freundin Marylin so erlebt, dass sogar die freundliche Rezeptionistin unseres Hotels sagte: „So bewegte Gäste hatten wir noch nie!“

Nachdem wir beide gerne mit dem Rad unterwegs sind, hatten wir unseren Plan schon im Vorfeld abgesprochen und natürlich unsere Helme und radfahrtaugliche Kleidung mit dabei. Wir brauchten zwar ein bis zwei Tage zum Akklimatisieren, die Umgebung per Pedes zu erkunden und um uns zu orientieren, doch dann waren wir mit unseren Leihrädern nicht mehr zu bremsen.

Das lag nicht nur an den eher spärlich funktionierenden Bremsen, sondern eher an unserer Neugier und Unternehmenslust. Nachdem wir den Ort zu Fuß und mit dem Boot kennengelernt hatten, wollen wir dann einfach unseren Radius erweitern und das geht mit dem kostenlosen Leihrad des Hotels sehr gut.

Und wir waren dabei nicht alleine: Fast jede Unterkunft bat Leihräder in mehr oder weniger gutem Zustand an, doch alle waren auf jeden Fall mit einem Einkaufskorb am Lenker ausgestattet. Unsere Räder waren „gut gepolstert“ und 2 Tage durchgehend funktionsfähig.

Wobei wir schon am ersten Abend merkten, dass Radfahren in Italien scheinbar nach anderen Regeln funktioniert als in Österreich. 3 beschwingte Damen kamen uns nämlich zu später Stunde in der Fußgängerzone der Altstadt am Rad wankend ohne Helm und ohne Beleuchtung entgegen, wobei meine Freundin schnippisch meinte: „Und was ist mit dem Licht?“. Die einstimmige Antwort der 3 Urlauberinnen war: „Das braucht man in Italien nicht!“

Naja, dem konnten wir nicht ganz zustimmen, wobei wir trotzdem oder gerade deswegen beschlossen, die Leihräder nur tagsüber zu nutzen. Unsere Nr. 2 und Nr. 14 hatten zwar Beleuchtungskörper montiert, die haben wir aber gar nicht ausprobiert, um dann vielleicht draufzukommen, dass das Licht eh´ nicht funktionsfähig ist. Ein wenig verwirrt hat uns die nicht vorhandene Gangschaltung – ich glaube ich bin schon 40 Jahre lang mit keinem Rad ohne Gangschaltung gefahren, doch bei der flachen Gegend war das überhaupt kein Problem, wir kamen dank der leichten Meeresbrise nicht einmal ins Schwitzen.

Ein wenig hatte meine Freundin mit dem „bewegten“ Sattel zu kämpfen, der sich mit ihr bewegte, wenn sie sich umdrehte und nicht zum Fixieren war, doch auch an solche Schwachstellen gewöhnt man sich bald. Auf jeden Fall waren wir mit Radkarte und Stadtplan (kostenlos beim Tourismusbüro abgeholt) gut ausgerüstet, wurden nur manchmal von Einbahnstraßen überrascht, die sowohl von italienischen Radfahrer als auch von Urlaubsgästen ignoriert wurden. Mit dem Rad gegen die Einbahn zu fahren scheint in der Urlaubsstimmung ohne Kommentar geduldet zu sein – da kenne ich ganz andere Reaktionen in anderen nicht-italienischen-Großstädten: Hupen, Deuten, Schimpfen, Rausspringen und Gestikulieren.

Allerdings waren die gekennzeichneten Radrouten entweder schmale Streifen entlang der Fahrbahn, Schotterwege oder gar nur eine kleine Trampelspur am Fuß/Radweg. Auf jeden Fall haben wir die Tour für die wir uns entschlossen haben sehr genossen und die Ausblicke und Stimmungen waren traumhaft.

Wir möchten diese Tage auf 2 Rädern der anderen Art auf keinen Fall missen – vor allem wenn das Hotel kostenlose Leihräder anbietet. Natürlich kann man sich auch bei einem Strandspaziergang oder einem Stadtbummel bewegen, doch die Radtour mit den auch für über 50jährige geeigneten Niedrigeinstiegrädern in der flachen Region ist ganz unkompliziert und auf jeden Fall horizonterweiternd. Mein Tipp für den Adriaurlaub: Helm und Wasserflasche nicht vergessen und sich auf eine Tour dieser Art begeben. Wobei die schmale Radspur am Kanal von Caorle schon eine Herausforderung war und vollste Konzentration auf das Spurhalten angebracht war. Dafür haben wir für Fotos und längeres in die Landschaft blicken viele Boxenstopps eingelegt.

Ein kleines Hoppala ist uns noch passiert: Als wir mit den Rädern in die Stadt fuhren, wollten wir beim Stadtbummel unsere Helme nicht mitschleppen. Also haben wir sie mit dem Radschloss und dem Schlüssel versperrt. Nur ein paar Minuten später kamen wir beide drauf, dass wir zwar brav unsere Helme versperrt an den Gepäcksträger befestigt haben, doch vor lauter Angst um die Helme haben wir das Schloss nicht mit dem Hinterrad verbunden – also hätte jeder ganz einfach mit Rad und Helm davonfahren können. Ja, Reisen fordert und steigert die Achtsam- und Aufmerksamkeit. So manche Gewohnheiten müssen neu überlegt und vielleicht verändert werden und das ganz besonders mit einer ungewohnten – aufgrund der anderen Radausstattung – Fortbewegungsart.

Und gerade wenn man die Gegend bereits erkundet hat und zufrieden ins Hotel zurückkehrt, findet man es noch schöner, wenn der Ausblick vom Balkon atemberaubend ist. Nach der Trainingseinheit bei dieser Aussicht schmecken Kaffee und Kuchen gleich noch besser!

Liebe Grüße, angenehme aber doch bewegte Urlaube und schöne Feiertagswochenende – vielleicht sogar auf 2 Rädern – und die Erfüllung eurer Urlaubsträume wünscht

Gelly

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