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Ohne Rauch geht´s auch?

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Einer der Gründe, warum ich in der letzten Woche keinen neuen Beitrag gepostet habe, ist, dass ich mich gerade mit dem Thema: „Geht es ohne Rauchen auch?“ beschäftige und meine Gedanken anscheinend andauernd um dieses Loslassen gekreist sind, sodass keine kreative Idee für ein anderes spannendes Blog-Thema aufkam.

Es ist unglaublich, wie einem diese Unart oder Gewohnheit in Trab hält bzw. wie viel Zeit durch Rauchen oder darüber zu hadern, ob man jetzt eine Zigarette rauchen soll oder nicht, den ganzen Tag, den Abend oder sogar die Nacht beschäftigt. Wie kann Loslassen und Abschied nehmen von etwas, was man eigentlich gar nicht braucht und für gar nichts gut ist – objektiv gesehen – so schwer sein?

Zuerst habe ich mein Vorhaben einmal formuliert und die ersten Schritte begonnen. Schon Ende März habe ich die Anzahl meiner täglichen Zigaretten abgezählt und wollte nur 16, dann drei Tage lang „nur“ 15, dann drei Tage lang 14 „Glimmstängel“ paffen. Ja, paffen, denn das war in den letzten Jahrzehnten die Art, wie ich geraucht habe. Manche Meckerer meinten eh´ schon immer, dass das Paffen ja noch unnötiger ist. Die Zählung war so durchgeplant, dass ich eigentlich am 6. Mai 2018 die letzte Zigarette meines Lebens geraucht haben sollte. Leider hat die Annäherung mit der absteigenden Zahl gar nicht geklappt, daher konnte ich euch auch bis jetzt kein „Erfolgserlebnis“ berichten.

Am Anfang meiner Raucherkarriere habe ich mich selbst beruhigt und meinte, wenn ich eh´ nur paffe, dann kann ich wenigstens keinen Lungenkrebs bekommen, worauf mich eine Freundin belehrte und meinte, dann kriegst du halt Zungengrundkrebs und das ist ich nicht besser. O.k., ab dieser Erkenntnis habe ich mich dann mit der Endlichkeit meines Raucherdaseins beschäftigt. Manches Aufhören versucht, doch leider bin ich aus Gewohnheit oder doch aufgrund eines Suchtverhaltens immer wieder auf den Geschmack gekommen. Wobei Geschmack schon ein wenig geschönt ist, denn mittlerweile verstehe auch ich unter gut schmecken und riechen etwas anderes als den grauen Dunst.

Seit 7. Mai haben wir – d.h. Maskulino und ich – uns professionelle Hilfe für unser Vorhaben dazu geholt und drei Termine vereinbart, wobei heute Abend unser letzte Sitzung stattfindet. Maskulino ist seit Mittwoch voriger Woche rauchfrei, er hat seine letzten Zigaretten einfach auf einer Parkbank abgelegt und liegen gelassen. Respekt, er hat die ersten Tage ohne grauen Dunst schon geschafft.

Er ist zwar ziemlich hyperaktiv und beschäftigt sich die ganze Zeit mit irgendetwas, am liebsten mit seinen Wasserspielzeugen, sodass ich ihn selten zu Gesicht bekomme. So wie ich ist er in den Ruhephasen eher gedankenverloren, starrt in die Luft und ist an keiner Kommunikation interessiert, zumindest nicht mit mir. Und wenn wir uns doch unterhalten, dann herrscht teilweise gespannte Stimmung. Anscheinend ist doch jeder von uns ein wenig grantig – und wenn sich dann zwei „Unrunde“ treffen, kann das schon ein wenig eskalieren. Doch ich bin mir sicher, auch das geht bald vorbei. Unsere Nachbarn Gudrun und Martin, mit denen er sich gerne unterhält, haben, um ihn zu unterstützen, derzeit das „R-Wort“ aus ihrem Wortschatz gestrichen. So kann man die Abstinenz besser verdrängen, das hilft schon ein wenig.

Ich selbst tue mir ein wenig schwerer mit Abschied. Diese Gewohnheit, von der ich immer gesagt hatte: „Mein einziges Laster“ – und ein Laster darf man haben, hat mich ja schon ca. 30 Jahre begleitet. Und da ich mit Abschieden nicht besonders gut bin, sind in den letzten Tagen auch so manche Tränen geflossen. Für mich ist Abschied eher eine Zeremonie, daher versuche ich mich schon seit einer Woche darauf vorzubereiten, dass heute Abend, meine letzte geraucht wird.

In der Zwischenzeit konnte ich mit der Reduktion gut leben. Um Maskulino nicht zu verführen, habe ich ein paar Zigaretten, meist nur halbe oder nur ein paar Züge davon, heimlich geraucht, sodass er nichts davon mitbekommen sollte. Dieses Verstecken oder Ausreden für ein Rauchversteck zu suchen, hat so manche Nachbarn an ihre Schulzeit erinnert. Ich brauchte das bis jetzt nie, dann als ich mit 21 zu rauchen begann, war ich nach der Alterszahl zu urteilen schon erwachsen und musste mich nicht mehr verstecken.

Diese heimlichen Zigaretten sind aber ziemlich stressig – man verkriecht sich in ein Eck oder trägt den „Glimmstängel“ scheinbar unsichtbar herum und wagt nur kurz ihn zum Mund zu führen, damit man dabei nicht gesichtet wird. Das ist auf jeden Fall kein Dauerzustand für mich und vor allem, seit mich Maskulino bei einer „Raucherrunde“ entdeckt hat und natürlich nicht erfreut über meine „Inkonsequenz“ war, macht heimlich rauchen gar keine Freude mehr.

Allerdings ist es mir so schon ein wenig gelungen, meinem Ziel Null Zigaretten näher zu kommen. Die letzten zwei Tage habe ich z.B. nur mehr 3 Zigaretten über den Tag verteilt geraucht. Und auch diese 3 waren nur Gewohnheit und haben überhaupt nicht (mehr) geschmeckt. Welchen Grund habe ich dann noch, mich nicht davon zu verabschieden? Ich spüre keinen Leidensdruck, ich habe noch keine merkbaren Gesundheitseinschränkungen. Doch es gibt keinen plausiblen Grund, warum ich diese Unart noch weiter mit mir tragen sollte.

Also heute Abend ist meine 3. Sitzung und ich versuche nicht mehr rückfällig zu werden – Wenn es klappt, dann verrate ich euch gerne in ein paar Wochen, wie mir das „Endlich Nichtraucher“ sein gelungen ist.

 

 

Zum Abschluss schreibe ich noch die Punkte auf, die für mich objektiv gesehen das Rauchen wirklich sinnlos machen. Gerne könnt ihr diese ergänzen oder von euren Erfahrungen berichten.

  • teuer
  • lästige Trafiksuche während der Öffnungszeiten
  • Feuerzeugsuche in den Tiefen der Handtasche
  • riecht für mich und für andere nicht angenehm
  • im Lokal meist nicht mehr möglich, man wird auf die Straße verbannt
  • immer öfter wird man von Blicken getroffen, die zu sagen scheinen: ihh, die raucht noch immer – man kommt sich fast vor wie eine „Aussätzige“ oder eine aussterbende Gattung
  • in der Nähe von Menschen, also generell im öffentlichen Raum wird es immer schwieriger, die Dunstwolke auszublasen, ohne einen verachtenden Blick zu bekommen, auch wenn man sich wirklich redlich bemüht, niemanden einzunebeln (Wir kennen ja das Phänomen mit dem Windstoß, der „justament“ dann immer aus der falschen Richtung kommt.)
  • ich möchte nicht die Umwelt verschmutzen und die Reste auf den Boden werfen – und „Tschikstummel“ weite Wege mittragen ist urgrausig
  • raucht und stinkt der Aschenbecher jetzt wegen mir oder verpestet mein Vorgänger die Luft?
  • im Auto möchte ich nicht mehr rauchen, das stinkt und lenkt zu viel ab
  • auf die kleinen Brand- oder Glutluckerl oder -löcher an ein paar Kleidungsstücken kann ich gerne verzichten
  • in Gesellschaft nicht gerne gesehen bzw. gerochen, da muss ich mich schon oft entfernen
  • Kinder und Tiere mögen es gar nicht
  • Rauchpause ist keine Pause – man kann auch Pausen ohne Rauch machen, ist noch stressfreier
  • Wo darf man überhaupt noch rauchen? Es wird immer schwieriger einen Rauchplatz zu finden, an dem man geduldet wird. Und die Zeiten, wo ich mich als Raucherin willkommen fühlte sind schon lange vorbei, …
  • Wieso müssen meine Gastgeber den ekligen Aschenbecher nur wegen mir wieder reinigen
  • Wohnungsduft – kalter Rauch, da gibt es bessere, gesündere und angenehmere Gerüche
  • endlich kann ich den stinkenden „Käfigen“ auf den Flughäfen fernbleiben

 

Zwei Freundinnen von mir haben ebenfalls ihr Ziel geschafft und rauchen mit 50Plus nicht mehr. Ich finde das toll und bewundernswert und habe ganz besonders vor deren und Maskulinos Durchhaltevermögen zur Rauchabstinenz Respekt. Ich kann es nicht garantieren, dass ich auch diese hohe Latte erreiche, doch ich bin schon auf den Gusto gekommen und versuche nah dran an meinen Nichtrauchervorbildern zu bleiben.

 

Bye-bye cigarette, we had good times, but I really don´t need you anymore.

I want to taste good, smell good and take care for my health.

When I dream about a life without you it feels good,

your time has gone – it´s time to say good bye and disappear.

I am old enough, I can live without you.

 

Viel Kraft, die richtigen Hilfen, den Mut und die Ausdauer wünsche ich allen, die diese oder andere Gewohnheiten oder Süchte aus ihrem Leben verbannen möchten.

Und nachdem es ja meist so ist, wenn das eine geht, ist erst Platz für was neues – ich hoffe nicht für Unmengen von Kilos Körpergewicht, die brauche ich nämlich auch nicht – bin ich mal gespannt, was stattdessen in mein Leben treten wird.

Auf jeden Fall eines habe ich bei der Reduktion schon bemerkt: Mein Tag ohne Zigaretten verfügt auf einmal über einige Minuten mehr freie Zeit, die ich liebend gerne für andere sinnvollere und erfüllendere Dinge nutze.

Alles Liebe von Gelly

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