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Bilder zählen mehr als Worte?

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Heute habe ich erstmals versucht, einfach nur schöne Bilder mit dem Text: „Sonnenspaziergang am Vormittag“ zu posten und es hat auf jeden Fall mal technisch geklappt. Und siehe da, auf diese paar Fotos bekam ich mehr Likes als auf irgendeinen lang überdachten, geschriebenen und mehrmals korrekturgelesenen Beitrag bisher – auch wenn dieser mit (so glaubte ich) schönen Fotos versehen war. Vielleicht war es der Hund? In Facebook kursieren ja viele Tierfotos, die immer viele Likes bekommen.

Wahrscheinlich passiert das einfach, ohne dass der oder die Liker den Text, der vielleicht dahintersteht, lesen. Ich habe mich über jedes einzelne Like gefreut, also nur weiter so und ich werde natürlich versuchen, den Bedarf und die Vorlieben verschieder Menschentypen zu erfüllen – zum Glück sind wir nicht alle gleich!

Doch irgendwie bringt mich dieses Bilderliken schon zum Nachdenken. Seit Monaten schreibe ich jeweils 1-2 Stunden pro Beitrag an meinem Blog. Erst vor kurzem – seit meinem neuen (eigentlich schon alten, weil ich´s gebraucht gekauft habe) Handy habe ich es geschafft, auch Bilder dazu zufügen. 1. Weil die Bilder endlich scharf wurden und 2. weil ich sie direkt vom Handy auf den Computer oder auf Facebook spielen kann, ohne diese noch nachträglich bearbeiten zu müssen. Wenn das ganze Prozedere weniger aufwendig und somit einfacher ist, macht man´s automatisch öfter und lieber – zumindest ich suche mir gerne einfache und effektive Wege aus.

Ich finde solche Phänomene immer sehr spannend. Wahrscheinlich bekomme ich auch viele Likes, wenn ich ein tolles Foto poste und im Text nur Unsinn schreibe, weil eh keiner den Text liest. Was ist das für eine Welt? Ich möchte dieses Experiment lieber nicht ausprobieren, sondern hoffe auf ein paar aufgeklärte Leser, die sowohl den Text als auch das Bild wertschätzen oder zumindest aufnehmen und sich selbst dann eine Meinung bilden.

Wobei ich bin derzeit sogar von mir selbst überrascht, weil ich ja eigentlich 1. sehr schnell im 10 Finger System schreiben kann und 2. sehr gerne schreibe – meist zu viel, dass ich neuerdings von der Funktion des Diktierens, die mir natürlich wieder Maskulino gezeigt hat, begeistert bin. Vor allem unterwegs, also am Handy oder am Tablett nutze ich neuerdings diese Funktion sehr gerne. Ich spreche einfach, nachdem ich vorher die richtige Taste fürs Diktieren gefunden habe, den Text, den ich schreiben will ins hoffentlich aktive Mikrophon des jeweiligen Gerätes aus und mein Handy oder Tablett schreibt das dann hin. Vor allem ohne Rechtschreibfehler, also brauche ich nicht einmal die Rechtschreibprüfung über meinen Text laufen lassen, sogar das erledigen meine elektronischen Geräte.

Also What´s App, SMS und E-Mails werden ab jetzt von mir gesprochen, von meinen täglichen Begleitern niedergeschrieben und vielleicht sogar an euch verschickt. Meinen Blog schreibe ich allerdings noch mit den Händen – also verzeiht mir so manche Tipp-, Flüchtigkeits- oder Schlampigkeitsfehler. Für den Computer habe ich nämlich diese Diktierfunktion zumindest noch nicht gefunden oder entdeckt. Gleichzeitig überlege ich mir, nachdem wir ja alle Gewohnheitstiere und manche schon sehr vergesslich sind, wie lange wird es dauern bis ich die in der Schule mühsam erlernten Rechtschreibregeln dann ganz vergessen habe? Ich kenne eh noch die alte Form, die ja gar nicht mehr gültig ist, also verlasse ich mich jetzt schon auf die Rechtschreibprüfung meines Computer, den man ja leicht umprogrammieren kann, was bei uns Menschen zum Glück noch nicht so leicht geht, oder auf meine Nichten, die mit der neuen Rechtsschreibung aufgewachsen sind.

Wozu lernen viele Kinder mühsam das Schreiben, Lesen und vor allem die Rechtschreibung, wenn diese Welt des Schreibens zumindest in manchen sozialen Medien sowieso immer mehr verschwindet. Auch meine Nichten nutzen schon vermehrt Snapchat – da geht´s dann anscheinend nicht mehr um Bilder, sondern sogar um Videos oder erzählte Geschichten. Angeblich wird da auch nichts gespeichert, sondern man kann sich´s nur einmal anschauen und dann ist es weg. Das kann ich mir zwar nicht vorstellen, doch auf diese Schiene springe ich wenn überhaupt, sicher erst später auf. Auch diesen Trend gibt es ja schon längere Zeit, dass bewegte Bilder auf Youtube oder auf Facebook – zumindest scheint das für mich so zu sein – automatisch mehr Likes bekommen als statische Bilder oder gar nur Text.

Hier noch ein praktisches Beispiel, warum ich das alleinige Bilderposten ohne Beschreibung komisch finde: Gestern hatte meine Freundin Nadja auf ihrem Profil ein Photo mit 2 Gipsfüssen gepostet. Zuerst dachte ich, sie hat sich beide Beine gebrochen, oh je, und sie tat mir leid. Dann wurde von „Freunden“ in Textform nachgefragt und es war klar, dass die Gipsfüsse zu einem ihrer Söhne gehören. Der jüngere oder der ältere? usw. usw. Hier sieht man, welche Missverständnisse oder auch Gerüchte Bilder ohne Beschreibung oder Erklärung verursachen können. Vor ein paar Jahren noch hätte sie mich angerufen und ich wäre sofort in das nahegelegenen Krankenhaus gefahren, um ihr oder einen ihrer Söhne beizustehen oder sie zu unterstützen. Die Zeiten haben sich geändert, die Gerüchte boomen und wir empfangen den abgewandelten Trost und Zuspruch hoffentlich nicht nur von unseren technischen Geräten in Form von Likes.

Im Moment bin ich durch dieses Phänomen grad ziemlich irritiert und habe sogar für ein paar Stunden (zum Glück nicht für länger) die Lust aufs Schreiben verloren. Ich hoffe, es gibt doch noch (viele?) Menschen, die gerne Lesen und vor allem auch an Inhalten interessiert sind und nicht nur an den kurzen Momenten, an denen wir Bilder betrachten oder so nebenbei, ohne genau den Inhalt mitzubekommen, Videos schauen.

Gleichzeitig merke ich in meinem Bekanntenkreis, dass Bücher oder E-Books lesen zumindest bei einigen wieder In werden. Manche genießen es, in ein Buch zu versinken, das ist für sie quasi eine Art von Abschalten. Man blendet dann alle äußeren Reize aus, konzentriert sich nur auf den Text und bildet die Bilder in der Phantasie. Auch mir passiert das manchmal beim Buchlesen, was ich leider viel zu selten tue, dass ich gleichzeitig beim Lesen auch einen Film in meinem Kopf habe, wie die beschriebene Person oder die Landschaft denn aussehen könnte. Schön finde ich dabei, dass jeder dann vom selben Text ein eigenes Kopfkino erstellen kann, also jeder Film im Kopf ist dann individuell und kein Einheitsbrei.

Vielleicht hat meine Hauptdarstellerin kurze blonde Haare und dieselbe im Buch beschriebene Person in der Phantasie von meiner Freundin lange schwarze lockige Haare. Dieser eigene Film bleibt manchmal ziemlich lang erhalten, oft jahrelang kann man sich an ein mitreißendes Buch und die Phantasiebilder dazu erinnern. Daher ist man vielleicht manchmal enttäuscht, wenn das Buch verfilmt wird, und die Personen im Film ganz anders dargestellt werden, als man beim Lesen des Buches in Erinnerung hatte. Im Gegenteil zu den vielen Likes, die habe ich oft innerhalb von wenigen Sekunden schon wieder vergessen. Nur ganz wenige bleiben mir länger in Erinnerung, auf jeden Fall aber diese, wo ich auch den Text dazu gelesen habe. Leider ist aber die Flut der Postings meist so groß, dass ich die besonders guten Einträge, die mir nach ein paar Tagen auch noch in Erinnerung geblieben sind, dann leider nicht mehr wiederfinde.

Ich denke grad an alle Leseratten, von denen es ja auch genug gibt, zumindest in meinem Bekanntenkreis und hoffe, dass das Schreiben und das Lesen nicht ganz so schnell aus unserem Alltagsleben verschwinden werden, wie ich es im Moment grad befürchte. Ich wünsche euch interessante oder lehrreiche Bücher, Zeitungsartikel oder Internetinhalte, die euch ein wenig länger in Erinnerung bleiben und euch eventuell bereichern, erhalten bleiben und nicht im selben Moment gleich wieder verschwinden.

Zum Abschluss noch die Bilder die anscheinend, vor allem für die Facebook Community sehr ansprechend sind, damit auch die, die nicht auf den Sozialen Medien vertreten sind, sondern einfach nur an meinem Blog interessiert sind, auch in den Genuß von Bildern kommen:

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Einen schönen 4. Adventsonntag wünscht euch

Gelly

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P.S.: Das Header-Bild und das ganz rechte ist am Lärchenhof in der Ramsau am Dachstein entstanden, eine tolle Adventfensterdekoration und als Draufgabe der echte Lärchenwald im Hintergrund, danke dafür!

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