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Ausflugsziel für Winterflüchtlinge

Gerade bei diesen Minusgraden denke ich noch immer gerne an unser winterliches Reiseziel Gran Canaria zurück. Für alle, die nicht darauf warten wollen, bis sich bei uns die Tagestemperaturen auf 21 Grad Celsius und die Nachttemperaturen auf 16 Grad Celsius erheben, hier ein kleiner Vorgeschmack auf ein mögliches Winterausflugsziel mit annähernd sommerlichen Temperaturen.

Während unseres Dezemberurlaubes auf Gran Canaria wollte ich – wie bei jedem Urlaub – mit einem öffentlichen Bus zumindest einmal die Gegend erkunden und einen anderen Ort, als unseren Urlaubsort erkunden. Diesmal war klar, ich wollte von San Agustin nach Puerto de Mogan, weil ich vor Jahren mit meiner lieben Freundin Luna schon einmal dort war und diesen schönen Tag bis heute in Erinnerung habe.

Maskulino war wie immer überhaupt nicht begeistert, denn er hasst es, zu warten. Doch das muss man, wenn man öffentlich reist, halt in Kauf nehmen. Besonders auf den Kanaren kommen die Busse meist nie um die Zeit, die der Fahrplan angibt, doch sie kommen irgendwann. Daher sollte man eher eine Viertelstunde vor der Abfahrtszeit dort sein, denn sie fahren nicht immer später, sondern manchmal auch früher.

Woran das liegt, habe ich noch nicht herausgefunden. Vielleicht am Wetter, an der Verkehrslage, am Hunger oder Durst des Fahrers oder an der mehr oder wenigen Besetzung mit Touristen. Auf jeden Fall fährt der Bus weg, wenn er voll ist und manchmal kommen gleich 2 gleichzeitig, der erste volle und dahinter noch ein leerer, der den vollen dann bei der nächsten Station einfach überholt. Ein komisches System, trotzdem verlässlich und auf jeden Fall eine billige Möglichkeit, die Inseln mit der erhöhten Aussicht zu erforschen und gleichzeitig die Tipps und Tricks der anderen Busreisenden mitzulauschen.

Maskulino fährt zwar auch lieber mit dem Bus als mit einem Mietauto, doch ans Warten wird er sich nie gewöhnen. Dafür konnte ich ihn diesmal allerdings von dem von mir ausgewähltem Reiseziel Puerto de Mogan sehr positiv überraschen, wenn nicht sogar begeistern.

Unser erster Weg führte zum Hafen und in die dahinterliegenden autofreien Gässchen, die teilweise wie in Venedig durch Kanäle und darüber liegenden Brücken unterbrochen sind. Ganz bewusst haben wir an diesem Tag auf den Strand mit den vielen wie Sardinen geschlichteten Touristen auf ihren Liegen unter dem Sonnenschirm und den vielfältigen Wassersportmöglichkeiten verzichtet. Wir wollten einfach nur chillen, was uns auch direkt am Hafen zuerst in einem netten Café und dann mit einem kleinen Spaziergang gelungen ist.

Natürlich ist dieser Ort sehr „vertouristet“ und es kommen viele Tagesausflügler her, die wie die Zugvögel landen, sich mal kurz umsehen, Futter fassen und sich erfrischen, um anschließend gleich wieder abzufliegen. Trotzdem hat uns dieser Ort mit den liebevoll erhaltenen Gässchen, Fassaden und den vielen kulinarischen Angeboten sehr gut gefallen.

Etwas abgelegener am Hafen, konnte man auch ein gut besuchtes Fischlokal, das sehr urig wirkte, erkennen. Leider lag der Gastgarten dieser „Location“, die mich sehr interessiert hätte und auch gute Bewertungen hat, im Schatten. Und nachdem Maskulino nur in äußersten Notfällen dazu zu bewegen ist, einen Sitzplatz im Schatten einzunehmen, und wir sowieso eher Nachmittagsesser sind, hatte ich an diesem Vormittag keine Chance, das Fischlokal persönlich auszuprobieren. Vielleicht könnt ihr das tun und mir dann mit euren Kommentaren das Wasser im Mund zusammenlaufen lassen.

Ab dem Hafen von Puerto de Mogan werden auch verschiedene Ausflugstouren mit Glasbodenbooten und Boote für Delphinsichtung angeboten. Also marschierten wir einmal zum Ticketschalter und wollten uns darüber informieren. Doch da wir grundsätzlich eher gegen solche Massentransporte sind, entdeckten wir dann zufällig genau das richtige Boot für uns.

Als wir uns am Hafen beratschlagten, wie wir unseren Urlaubstag weitergestalten sollten, legte gerade ein Linienschiff, quasi eine Fähre an, die von Puorto de Mogan aus die Küste entlang einige Orte, die sowieso auf unserem Rückweg liegen würden, anfährt. Über Puerto Rico, Anfi konnten wir mit diesem Schiff bis nach Arguineguin fahren und von dort aus dann wieder den Bus bis nach San Agustin, unserem Ausgangsort nehmen.

Das Boots- und Busticket kostete für diese Strecke 13 Euro. Das war absolut o.k. für eine schöne Bootsfahrt, der Küste entlang mit ganz tollen Ausblicken. Auf dieser öffentlichen Linie waren wir noch dazu fast die einzigen Gäste, hatten also fast eine Exklusivfahrt. Maskulino genoss seinen Lieblingsplatz stehend am Heck während ich am Unterdeck in all meine Jacken mit Kapuzen eingehüllt war, weil ich wie immer besonders bei Wind, auch wenn es nur der „Fahrtwind“ ist, ziemlich erfroren bin.

Unser Linien-Glasbodenboot bestand allerdings aus einem Glasboden von ca. einem Quadratmeter auf dem außer einer gräulichen Schicht, also wahrscheinlich Schmutz, nichts zu sehen war. Wobei wir sowieso lieber aufs Meer und die Wellen schauten und die Küstenlinie bestaunten. Was uns allerdings ziemlich erschreckte, waren die vielen „Hühnerställe“, wie wir sie nannten. Die extreme Verbauung von Apartments an den steilen Hängen, von denen eines dem anderen gleicht, lies uns über den schonungslosen Eingriff der Menschheit auf die Natur schon ziemlich den Kopf schütteln. Diese „Massenmenschhaltung“ ist sicher nichts für uns, ein wenig Individualismus und Respekt vor der von Natur aus gegebenen Landschaft darf schon sein.

Umso mehr freute es uns, als wir in unserem Zwischenziel, der Endstation bzw. der Umkehrstation in Arguineguin ankamen. Auch dort direkt am Hafen entdeckten wir ein schon wieder ein gut besuchtes Fischlokal. Wir hatten allerdings zuerst Kaffeegusto und wanderten weiter in den Ort. Was für eine Überraschung: Ein fast menschenleerer Strand, Fischerboote im Hafenbecken und genug Platz für die tägliche Körperpflege der Möwen.

Von diesem Ort war ich begeistert und fand besonders den Kontrast vom Touristenort Puerto de Mogan in den fast touristenleeren Ort Arguineguin (den ich leider nur schreiben und nicht aussprechen kann!) faszinierend. Wir genossen den liebevoll hergerichteten und servierten Kaffee, der weniger als 2 Euro kostete und den Ausblick auf den Hafen.

Die dazwischenliegende vielbefahrene Straße musste man halt ausblenden. Wir hätten uns ja auch einen Platz ohne Verkehrslärm suchen können, doch es war schon sehr dringend, mich ein wenig zu entleeren. Der Kaffeehausbesitzer hatte sogar Humor. Ich fragte gleich beim Ankommen, wo die Toilette sei. Mit ernstem Blick deutete er Richtung Strand und sagte: At the beach! Ich war total entsetzt und antworte mit entsetztem Blick in ziemlich forscher Tonlage: No!!! Zum Glück begannen dann er und sein auch anwesender Sohn zu lachen – sie wollten mich nur ein wenig veräppeln – und sie zeigten mir netterweise doch den Weg zur Indoortoilette im Caféhaus.

Gestärkt wanderten wir noch ein wenig die Promenade entlang, die sich über die ganze Bucht zieht und suchten dann die Busstation, um leider wieder den Weg zu unserem Urlaubszuhause anzutreten. Die Busfahrt retour klappte wieder wie immer und wir landeten sicher und zufrieden am Busbahnhof von San Agustin.

Dieses Kontrastprogramm Bus-Schiff und Touristenort, „Hühnerställe“ und einheimisches spanisches oder kanarisches Feeling kann ich nur empfehlen. Für mich ist auch Urlaub immer Bewegung – nur auf der Liege schmoren, das ist nichts für mich. Solche Ausflüge bewegen, halten Geist und Körper wach und wie heißt es so schön: Wer eine Reise macht, der kann auch was erzählen.

Ich wünsche euch noch schöne Wintertage, wo auch immer ihr sie verbringen werdet. Auch ich kann ja auch nicht immer dem Winter entfliehen und das möchte ich auch nicht, aber ein kleiner Abstecher mit schönen Erinnerungen und Sommerfeeling zum „Herholen“ das hat schon was!

Alles liebe und viele sonnige Märztage mit Lust auf Bewegung und Entdeckungsreisen in Nah oder Fern wünscht euch

Gelly

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P.S.: Hauptsache „Fun and Sun“ begleiten uns in den kommenden Frühling, das wünsche ich euch!