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Winter Ade – die Vergänglichkeit der Schneemänner

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In den letzten Wochen habe ich auf meinen Wegen doch den einen oder anderen Schneemann gesehen. Diese habe ich meist mit Freude und Kindheitserinnerungen bewundert und mich über schöne Fotomotive gefreut. Gleichzeitig wurde mir an diesem Beispiel bewusst, dass diese Schneefiguren nur eine Momentaufnahme sind, denn schon ein paar Stunden später, war alles anders bis zum nichts, wie die „Studie“ vor unserem Fester gezeigt hat.

Obwohl wir uns über den bald endenden Winter meist freuen und die vereinzelten Sonnenstrahlen und die steigenden Temperaturen genießen, leidet immer irgendwer unter dem, wovon andere entzückt sind. In diesem Fall reduzieren sich unsere Schneemänner, die viele Kinder oder auch Erwachsene in den letzten Wintermonaten gebaut hatten, ganz von selbst – oder auch mit „Nachhilfe“, bis gar nichts mehr von ihnen überbleibt.

Eigentlich wollte ich heuer auch wieder einmal selbst einen Schneemann bauen, doch als ich eine nicht so schöne Beobachtung vor unserem Fenster gemacht hatte, gab ich mein Vorhaben auf. Eines Samstags morgen, am ersten Ferientag nach dem Semesterzeugnis, hatten wir noch Schnee in Wien und gleichzeitig Tauwetter, also ideale Schneebedingungen und auch die Zeit dafür, einen Schneemann zu bauen. Und schon hatten Vater und Sohn dieselbe Idee wie ich und kamen in der richtigen Montur (Schianzug, Handschuhe und Haube) und mit den passenden Requisiten ausgestattet an den Platz vor unserem Fenster. Also ließ ich ihnen den Vorrang, ruhte und schwieg quasi als stille, unbemerkte Beobachterin! Sie bauten gemeinsam einen wunderschönen kleinen Schneemann und beide hatten sichtlich Freude daran. Für mich war es schön, das Kinderlachen und den Spaß, den Vater und Sohn bereits zu Ferienbeginn hatten, von der Ferne zu hören und zu sehen.

Als die beiden dann weg waren, wollte ich ihren fröhlichen Schneemann fotografieren, euch zeigen oder posten und euch die Geschichte dazu erzählen. Doch leider konnte ich gar nicht schnell genug mit meiner Kamera vor Ort sein, denn da kamen bereits 2 andere Kinder, die traten mit ihren Füssen auf diesen zuvor glücklichen Schneemann und zerstörten ihn. Also kann ich euch leider nur mehr die Reste davon zeigen.

Sie verwendeten nämlich die bereits mühsam angefertigte Kugel des Kopfes gleich zum Aufbau ihres eigenen Schneemanns. Also wurde wahrscheinlich aus Faulheit oder aus Gier oder aus Übermut oder aus Wut – was auch immer es war, ich kann es nicht verstehen – der bereits bestehende Schneemann – ganz frisch erstellt – so einfach ruck zuck geköpft. Diese Situation hat mich damals wirklich sehr traurig gemacht. Können uns wir nicht mehr an den Dingen anderer erfreuen, sondern müssen Fremdes zerstören und daraus eigenes machen – und das bereits in Kindheitstagen?

Als ich ein Kind war, haben wir uns immer gefreut, wenn wir einen Schneemann gesehen haben. Und falls dieser schon in Mitleidenschaft gezogen war, dann hatten wir sofort versucht, ihn zu reparieren, um ihn wieder ansehnlicher und länger haltbar zu machen, damit auch andere Passanten, ihn noch länger bewundern konnten.

Und im Jahr 2017 wird ein fröhlicher, lustiger Schneemann zerstört, um daraus einen eigenen zu machen? 1. War der neue Schneemann aus dem gewaltvoll geklauten Schnee nicht annähernd so schön und lustig wie der erste und 2. wurde dieser mitten am Gehweg gebaut, sodass jeder um ihn herumgehen musste und zufällige Zerstörung sowieso vorprogrammiert war. Zum Glück hat die Hausbetreuung nach ein paar Tagen dann die Reste, den Stab für die Hände und die Karotte für die Nase weggeräumt, denn bei deren Anblick wurde ich immer wieder an die Zerstörungssituation erinnert.

Und stellt euch die Tränen des kleinen Jungen und den Zorn des Vaters vor, die vom Balkon ihr Gebilde ganz stolz der Mama zeigen wollten und was haben sie beobachtet? Sie sahen grad wie andere Kinder ihr schönes Kunststück zerstören und natürlich wurde geschimpft, geschrien und geweint – doch irgendwie verständlich.

Was ich euch hiermit mitgeben möchte ist, bevor ihr Dinge einfach aus Lust und Laune zerstört, vielleicht kurz euer Hirn einschalten – falls ihr es nicht dauerhaft ausgeschaltet habt – und mal nachdenken, was eure Zerstörung für Auswirkungen hat. Ein paar Fußtritte haben innerhalb von Sekunden, den fröhlichen Schneemann zerstört und den Sohn, den Vater, die Mama und mich und Maskulino als Beobachter traurig und fast zornig gemacht. Der fröhliche Ferienbeginn hatte leider nicht lange angedauert.

Also bin ich die Tage nach diesem leider nicht so schönen Erlebnis bewusst auf Schneemannsuche gegangen und habe mir die Bildungs- und Zerstörungsgeschichte dazu ausgedacht. Bei unser Wanderung auf der Hohen Wand konnten wir auch 3 Schneemänner entdecken. Einen ganz kleinen, winzigen auf einem Rastbankerl in Miniaturausgabe von ca. 20cm. Diesen Schneewinzling fand ich besonders lustig und kreativ – auch klein kann schön sein, war mein erster Gedanke dazu und ich musste Schmunzeln.

Dann begegnetet uns noch ein besonders schöner, der noch dazu einen der schönsten Plätze mit Aussicht bewohnte, diesen hatte zum Glück noch niemand zerstört. Doch leider, nur ein paar Meter weiter, hatte sichtlich wieder jemand einen liebevoll gebauten Schneemann einen Tritt versetzt. Er lag irgenwie trostlos in der Horizontale, als ob er im Schnee „erfroren“ wäre, weil er sich nicht mehr aufrichten konnte.

Ich wünsche mir und euch – falls wir im nächsten Leben ein Schneemann werden – dass die Kinder und Erwachsenen, die uns entdecken, uns nicht zerstören, sondern bewundern oder uns sogar reparieren.

Falls ihr in diesem Winter doch noch Schnee findet, vielleicht teilt ihr die letzten Reste sogar noch mit jemandem und veranstaltet ein gemeinsames kreatives Schneemannbauen. In diesem Sinne wünsche ich euch schöne letzte Wintertage

Gelly

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P.S.: So war´s anno dazumal im März 1975 am Preiner Gschaid!

 

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