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Unser Sommer-Herbst-Winter-Wanderurlaub in 3 Tagen – der Herbsttag, die 2. Etappe

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Am 2. Tag unseres Urlaubes regnete es bereits stark, als wir das erste Mal aus dem Fenster blickten. Was machen wir jetzt aus unserem Wanderurlaub, wenn uns das Wetter einen Strich durch die Rechnung macht? Der lang ersehnte und wohlverdiente Wanderurlaub sollte ins Wasser fallen, nein, nicht für uns!

An diesem Tag war wieder einmal Maskulino mein Motivator, denn ich wollte ursprünglich abwarten, bis der Regen aufhört, doch lt. Wetterberichte war kein Ende abzusehen. Maskulinos morgendlichen Worte waren: Jetzt sind wir da, jetzt gehen wir auch wandern. Also suchten wir alle wasserfesten Materialien aus unseren mitgebrachten Bekleidungsvorräten heraus und „verkleideten“ uns.

Wir marschierten zuerst über den unteren Panoramaweg in Richtung Ort, wo wir uns im Notfall – falls es uns doch zu nass geworden wäre – in der Verweilzeit, dem „Kaffeehaus“, auch aufwärmen und trocknen hätten können. Dieser Weg ist eigentlich eher ein Spaziergang als eine Wanderung, man bleibt im Flachen, also ist die Rutschgefahr mit festem Schuhwerk minimiert und man könnte jederzeit abkürzen oder umdrehen und zurück ins Trockene gehen.

Nach einer kurzen Angewöhnungs- und Akklimatisierungszeit, hatten wir dann trotz Regen sogar Spaß am Marschieren auf einsamen Wegen, denn außer ein paar Hundebesitzern mit ihren Lieblingen, denen das Wetter egal ist und ein paar fleißigen Sportlern, die auch bei Regenwetter nicht auf ihre Trainingseinheiten verzichten wollten, waren wir auf weiter Flur ganz alleine unterwegs.

Nachdem wir uns in unserer Verkleidung ganz wohl und wetterfest fühlten, wanderten wir nach dem Knollhof sogar noch weiter und bewegten uns auf leisen Sohlen den Panoramaweg den weiteren Verlauf des Panoramawegs Richtung Lodenwalker entlang.

Auf diesem Weg konnten wir alle möglichen Herden und Einzeltiere beobachten, die genauso dem Wetter trotzten, so wie wir, oder mussten, weil sie noch nicht in die Stallungen durften. Die Weiden sind überall abgezäunt, aber trotzdem ganz nahe, sodass man sich sicher bewegen kann, trotzdem die Nähe der Tiere spürt und hört, aber sich (fast) nirgends fürchten muss, mit dem einen oder anderen Stier in näheren Kontakt zu kommen.

Lange Zeit fühlten auch wir uns sicher auf diesem Weg und betrachteten die Tierwelt von der Ferne. Doch zu jedem Urlaub gehört doch auch ein kleines Abenteuer, oder? Vorest überzeugt von dieser „Tierattacken sicheren“ Wanderroute wurden wir dann kurz nach dem Ort, doch von 2 auf uns zu galoppierenden Kühen überrascht. Für diese Fälle, habe ich immer einen Wanderstock für eine eventuelle Abwehr oder Umwandlung in eine Tiertreiberin bei mir. Doch in dieser Situation war ich wie paralysiert – das bin ich immer bei Gefahr im Verzug: Wenn sie mir eine Gefahr nähert, dann verfalle ich automatisch in die „Reptilienstarre“, ich bewege mich gar nicht mehr, vergesse zu atmen und wenn Schmerz dazukommt, setze ich mich sogar manchmal gleich auf den Boden (egal wo!), damit ich in meiner Starre nicht noch umfalle.

Und nachdem mir meine Eltern eingetrichtert hatten, dass Kühe auf Rot aggressiv reagieren, war ich mit meiner knallroten Pelerine für diesen Fall absolut falsch gekleidet. Zum Glück hat mich Maskolino aus dieser Starre erlöst, indem er mir zurief: Versteck dich hinter dem Baum. Ich sah zwar weit und breit keinen Baum, doch ein abgeschnittener Baumstamm, der von neuen Trieben umrundet war, befand sich gleich in meiner Nähe. Also bewegte ich mich schnellen Schrittes dorthin und stand wie angewurzelt auf einem ca. 1/2 Meter hohen abgeschnittenen Baumstamm, der von ein paar meterhohen dünnen Ästen umrundet war.

Ohne zu denken, nahm ich meinen Wanderstock einfach mit, den ich eigentlich Maskolino geben hätte sollen, damit er die herangaloppierendem Kühe abwehren kann. Zuerst war ich mir gar nicht sicher, ob sich hier Kühe oder Stiere im Eiltempo näherten. Als ich dann keine langen Hörner entdecken konnte, war ich zumindest ein wenig beruhigt. Und als ich dann den Bauer mit einem Stock hinter den Kühen herlaufen sah, glaubte ich an ein Happy End unserer „Kuhattacke“. Auch Maskulino bewegte sich mit langsamen Schritten im Retourgang rückwärts in die Nähe meiner scheinbar schützenden Astgruppe.

Durch das joggende Herannahmen des Bauern, seinen Rufen und seinem Halterstock wurden die Kühe dann endlich langsamer bis der Besitzer sie dann sogar zum Umdrehen und Zurücklaufen auf die eigentliche Weide nebenan bewegen konnte. Auch wenn für uns wahrscheinlich eh keine Gefahr einer Kuhattacke bestand, fühlten wir uns schon sehr ausgeliefert und unentspannt, denn dem Umgang mit dieser Tierspezies haben wir nie gelernt und Unwissenheit macht meist unsicher und damit auch ängstlich.

Als wir dann genug Sicherheitsabstand zu den Tieren gewonnen hatten, drehte sich Maskulino zu mir um und sagte: Ich meinte hinter dem Baum stellen und nicht im Baum oder im Busch verstecken. Und wofür brauchst du eigentlich deinen Stock im Baumversteck? Ich kletterte wieder aus meinem Versteck heraus und merkte dann auch, dass ich mich eigentlich in ein kleines „Gefängnis“ begeben hatte, denn meine Buschgruppe hatte nur einen Eingang und keine zweite Ausgangsmöglichkeit. Also falls sich mir doch ein gehörntes Tier genähert hätte, das hätte mich ganz einfach aufspießen können – ich möchte mir das gar nicht vorstellen und die Wahrscheinlichkeit dafür war zum Glück sehr gering.

Doch noch mehr war ich mit dem Zittern meiner Knie beschäftigt, die Aufregung war schon sehr groß, sodass ich dann schon ein paar Minuten gebraucht habe, bis ich wieder bewegungsfähig war. Vor lauter Aufregung habe ich nicht einmal Bilder von diesem Vorfall. Doch in meiner Erinnerung ist das Bild noch sehr präsent: Ich in meiner knallroten Pelerine auf einem abgeschnittenen Baumstamm stehend, von dünnen Ästen umrundet und meinen Wanderstock festhaltend. Ein paar Meter vor mir Maskolino scheinbar cool das Geschehen beobachtend. Auf der gr0ßen Wiese oder Weide vor uns: zwei aus der Ferne genau auf uns zu herangaloppierende Kühe und hinter ihnen her joggend, der Bauer ausgestattet mit Gummistiefeln und Kuhhalterstock. Bei dem Gedanken an das allmähliche Langsamerwerdens und Umdrehen der 2 Ausreißer fällt mir auch heute noch ein Stein vom Herzen.

Ich habe keine Ahnung, ob rot wirklich anziehend für diese Tiergattung wirkt, bin aber sehr stolz und dankbar, dass Maskulino mich vorsichtshalber hinter oder eigentlich in den Busch geschickt hatte, weil wir nichts riskieren wollten. So lustig es im Nachhinein war, an diesem Tag wollten wir nicht noch einmal ein paar Ausreißern begegnen, also haben wir den Abschneider über den Stierhäuslweg (zum Glück habe ich vor Ort diesen Straßennamen nicht gelesen) in den Ort gewählt und dem Tourismusbüro noch einen Besuch abgestattet. Die gegenüberliegende öffentliche Toilette war dann nach unserem kleinen Abenteuer auch sehr hilfreich, da konnte ich nicht nur die Regentropfen, sondern auch die paar Schweißtropfen auf meinem Gesicht wieder entfernen und mich trockenwischen.

Für den Rückweg wählten wir dann den Philosophenweg entlang eines wunderschönen kleinen Baches eingebettet in einer tollen Naturlandschaft bis zu den Schisprungschanzen. Der restliche Heimweg ins Hotel verlief wieder durch den Ort und über den unteren Panoramaweg.

An diesem Tag waren wir sehr froh, dass wir im Hotel noch die Badelandschaft und die Sauna nutzen konnten. Ich habe mir noch eine Lymphdrainage gegönnt, die perfekt ausgeführt, sehr angenehm war und alle meine Verspannungen von unserem kleinen Kuhabenteuer noch am selben Tag gelöst hatte.

Ich wünsche euch sichere Herbstwanderungen, die mit der richtigen Ausrüstung auf den passenden Wegen auch im Regen schön sein können.

Alles Liebe von Gelly

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