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Radfahren im Seewinkel

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Meine Lieblingsfortbewegungsart in der Freizeit ist das Radfahren. Deswegen bin ich auch so gerne im Burgenland, denn da stelle ich am Freitag das Auto ab und bewege mich das ganze Wochenende nur mehr zu Fuß oder mit dem Rad. Am schönsten finde ich es dann, wenn wir uns aufraffen können und eine richtige Radtour machen, um auch größere Distanzen mit dem Rad zu entdecken.

So wie am letzten Maiwochenende, wo Gudrun, Martin, Benjamin, Maskulino und ich eine richtige Radtour im Seewinkel gemacht haben, um gleichzeitig auch die Wasservögel rund um die Lange Lacke zu beobachten – zumindest war das unser Plan.

Wir sind um 10 Uhr mit der Fähre von Breitenbrunn nach Podersdorf gefahren. Es ist immer wieder schön, den Neusiedlersee zu überqueren, den Blick in alle Richtungen frei zu haben, und das Gekreische der Möwen, die üblicherweise dem Boot folgen, um einen kleinen Snack in Form von Fischen zu ergattern, zu hören. Außerdem ist der Kapitän dieser Fähre immer sehr entspannt und manchmal unterhält er sich beim Kassieren auch gern mit den Gästen und wenn man Glück hat, wird als Unterhaltungsprogramm sogar noch ein Witz erzählt.

Sobald wir auf die Fähre steigen, hat der Urlaubstag für uns begonnen. Meist treffen wir „internationale“ Mitfahrer, die aus verschiedenen Bundesländern kommen, ihren Urlaub im Burgenland verbringen und somit meist ebenso gut aufgelegt sind. Die Einfahrt und das Anlegen beim Podersdorfer Leuchtturm ist auch immer ein Erlebnis. Es ist ein spannendes Kontrastprogramm vom ruhigen Naturseebad Breitenbrunn mit seinem Retro-Look in das turbulente, laute und hippe Podersdorf mit fast jedem Unterhaltungsprogramm, das man sich vorstellen kann, zu kommen. Meist flüchten wir dann gleich Richtung Illmitz, um wieder in eine ruhigere Zone zu kommen.

Also nach dem WC-Stopp bei der Badekasse, gleich auf die Räder und los geht´s. Die Strecke zwischen Podersdorf und Illmitz ist für mich eine der schönsten Radtouren beim Neusiedlersee. Es sind nur ein paar Kilometer bis zum Aussichtsturm und den Mangalitza Schweinen. Diese Strecke rund um Podersdorf eignet sich sogar für ganz kleine Kinder, einen Zwischenstopp kann man dann auch noch beim Restaurant und Reitstall Georgshof machen, dort gibt es auch immer was zu sehen und einen Spielplatz zum Austoben.

Diesmal hatten wir besonderes Glück: Es war eine Station des Nationalparks direkt gegenüber vom Aussichtsturm eingerichtet. In der Randzone des Schilfgürtels konnten wir wirklich viele verschiede Vogelarten sehen. Die Station war mit vielen Ferngläsern, Informationsmaterial und Büchern zum Nachlesen ausgestattet. Über die „Vergrößerungen“ am Stativ stellte und die sehr nette Dame immer wieder andere Vogelarten und verschiedene Enten ein, die wir dann genau betrachten und deren oft spannende Bewegungsabläufe wie die der Stelzengeher beobachten konnten.

Abgesehen von den Graugänsen und deren Jungschar, Mandarinenenten, Reihern und Störchen konnten wir auf unserer Tour auch immer wieder den Schilfrohrsänger hören, dem es heuer anscheinend besonders gut in der Region Neusiedlersee gefällt. Lt. meinem Freund Adam, der Biologe ist, erkennt man diesen Sänger, den es in verschiedenen Farbvariationen gibt, an seinem markanten Gezwitscher, das wie das von einer Quietschpuppe klingt. Ich empfinde das „Geträller“ so ähnlich, wie das der Kookaburras in Australien, bei denen man immer das Gefühl hat, dass der Vogel einem auslacht.

Ich habe den Schilfrohrsänger noch nie gesehen, denn sobald man in der Nähe ist, hört er auf zu singen und schweigt – nur einmal hat mich einer in seinem morgendlichen Übermut nicht registriert, also konnte ich seinen Gesang für euch aufnehmen und wenn ihr genau die Bildmitte betrachtet, könnt ihr ihn auch kurz sehen:

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Vom Aussichtsturm sind wir dann weiter zur „Hölle“ gefahren, danach haben wir uns links gehalten und sind bis zum Nationalparkzentrum und dann weiter nach Illmitz geradelt. Am Hauptplatz konnten wir dann unsere Wasserflaschen mit gesundem „Ilmitzwasser“ auffüllen, damit unsere Vorräte bei den sommerlichen Temperaturen und Gegenwind nicht zuneige gingen, was in dieser Region sehr wichtig ist.

Als Mittagsstation haben wir uns aufgrund Gudruns Tipp für den Rosenhof entschieden. Dieser liegt zwar etwas abseits, hat dafür aber ein schönes Innenhofambiente mit einem Blütenmeer von Rosen, ein paar Liegen zum Relaxen und Spielgeräten für Kinder zu bieten. Wir haben die Zeit dort im schattigen Gastgarten, der mitten auf einer grünen Innenhofwiese zwischen Rosen- und Asparaguspflanzen ein nettes Ambiente bietet, sehr genossen und wieder Kraft für unsere Rückreise über die Lange Lacke gesammelt.

Apropos, diese Asparaguspflanzen habe ich seit Jahrzehnten nicht mehr gesehen. Ich kenne diese aus meiner Jugendzeit, wo jede Hausfrau, so eine Pflanze zuhause hatte und jeder Blumenstrauß mit zumindest einem Asparaguszweig dekoriert oder aufgepeppt wurde, also wieder Retro-Feeling. Leider habe ich nur die Rosen fotografiert, doch bei der nächsten Tour wird sicher auch der Asparagus abgelichtet.

Von Illmitz sind wir dann weiter nach Apetlon geradelt. Dort haben wir dann den Lange Lacke Radweg gesucht, im wahrsten Sinne des Wortes, denn die Beschilderung war nicht eindeutig und trotz unserer Radkarte war es in dieser unendlich weiten Ebene nicht so einfach, die Richtung zu finden, in die wir fahren wollten. Es war nämlich grad mittags und somit die Himmelsrichtung aufgrund des Sonnenstandes nicht eindeutig zu erkennen und wie immer, wenn 2-3 Personen auf eine Landkarte schauen, findet jeder einen andere Lösung oder Richtung, von der er oder sie glaubt, dass diese auf jeden Fall die richtige ist. Irgendwie haben wir es trotz Meinungsverschiedenheiten geschafft und doch noch die Lange Lacke umrundet, wobei wir ziemlich enttäuscht waren.

Wir hatten auf der Strecke von Podersdorf nach Illmitz am Seeufer des Neusiedlersees viel mehr Tiere gesehen, als hier im Naturidyll Lange Lacke. Ich habe keine Ahnung, warum, vielleicht, weil wir in der Mittagshitze vor Ort waren? Auf jeden Fall gab es entlang dieser Strecke entlang dieses Rundwegs fast keine Schattenplätze zum Rasten, wodurch wir dann doch schnell nach St. Andrä am Zicksee weitergeradelt sind, um uns zumindest durch den Fahrtwind kühlen zu lassen. Die ebene Landschaft war zwar sehr beeindruckend und man konnte von einer Stelle sogar den Schneeberg erahnen, der leider in Wolken gehüllt war, doch von der Tierwelt haben sich nur ein paar Störche in weiter Ferne blicken lassen.

Nachdem Nordwind war, war diese Strecke richtig mühsam, also auch wenn man ja scheinbar immer Gegenwind beim Radfahren hat, sollte man seine Tour vielleicht auch ein wenig nach der Windrichtung planen. Wir haben es damals genau falsch gemacht: Am Anfang hat uns der Wind angeschoben und alles ging ganz leicht, doch auf der Rückfahrt hatten wir dann ganz schön gegen den Wind anzukämpfen, was nicht nur für uns, sondern besonders auch für Benjamin eine große Herausforderung war, die er aber ganz ehrgeizig, tapfer und bravurös, ohne Motzen, geschafft hat.

Wir machten auch noch eine „nette“ Bekanntschaft mit ein paar Mobilheimbewohnern am Zicksee. Im Kampf gegen den Wind hatten wir ein „Fahrverbotsschild“ übersehen und sind somit direkt in einer „Siedlung“ gelandet. Die Worte, die wir dort gehört haben, waren nicht jugendfrei und für Kinderohren wie die von Benjamin eigentlich nicht geeignet. Zum Glück war der Hund, der uns Radfahrer in der „Fahrverbotszone“ als erstes begrüßt hatte, nicht so aggressiv wie seine Besitzer. Aufgrund der Emotion der „Verteidiger“ hatten wir Glück, dass wir da gesund wieder rauskamen – ohne Schussverletzungen, Beißspuren oder ein paar blauen Augen. Nach diesem Erlebnis wollten wir eigentlich ziemlich schnell weg aus dieser Gegend.

Am Zickseeufer konnten wir dann sogar noch ein paar wenige Windsurfer beobachten, die wiederum mit dem „Sturm“ ideale Bedingungen und eine Riesenfreude hatte, dass sie so „speeding“ über das Wasser flitzen konnten, was auch uns dann gleich wieder positive stimmte. Die Pause am Zicksee haben wir auf einer Parkbank mit Apfelmenü genutzt, um die dort sehr umtriebig herumlaufenden Ziesel zu beobachten. Es ist sehr lustig, diesen Tieren zuzuschauen, wie sie sich flink bewegen und dann wieder verschwinden, ein ganz besonderes Naturerlebnis, das auch einige Hobbyfotografen anlockte. Nachdem ich keine Biologin bin sind diese Tiere für mich ganz naiv eine Mischung aus Murmeltier und Eichhörnchen. Das waren meine ersten Ziesel, die ich in meinem Leben gesehen hatte, wieder eine Premiere für mich!

Die Strecke vom Zicksee nach Podersdorf war bei starkem Nord- oder Westwind als Gegner kreuz und quer über die Felder ohne Rastmöglichkeit im Schatten wirklich anstrengend, also haben wir uns den Kaffee und ausnahmsweise einen Bananensplit oder Schleckeis an unserem Zielort in Podersdorf nach 45 Radkilometern wirklich verdient. Auch hier ist der Kontrast von der Langen Lacke zum Trubelort Podersdorf sehr skurril, sodass wir schnell wieder auf die Fähre wollten, um die Ruhe in Breitenbrunn wiederzufinden.

Also mein Tipp: Start Podersdorf, Ziel Illmitz Ort und retour auf der Alternativroute oder umgekehrt Start Illmitz. Fahrzeit je nach Windverhältnissen und Pausen 1,5 – 5 Stunden.

Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Beitrag Lust auf eine Radtour an den kommenden Spätfrühlingstagen machen, die Tage sind ja sehr lang, sodass man den Ausflug bei Tageslicht so richtig in die Länge ziehen kann. Und falls euer innerer Schweinehund jetzt sagt: Ich muss mir erst ein Rad kaufen, das gilt nicht, denn man kann sich an ganz vielen Orten bereits Räder ausborgen, sogar E-bikes. Also nichts wie rauf auf die Sättel – idealerweise mit Helm, denn auch auf den Radwegen gibt es ein paar Raser, die vor allem gerne die Kurven schneiden.

Ich wünsche euch viele sichere, spannende und eindrucksvolle Radkilometer an den nächsten Wochenenden

Gelly

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